Liebe Gemeinde!
„Endlich geschafft“ oder „Schade, dass es schon vorbei ist“
Liebe Leserinnen und liebe Leser!
April. Konfirmation. Eine wichtige Station, ein erster Streckenabschnitt auf dem Weg zum
Erwachsenwerden, oder besser gesagt: auf dem langen Weg zum Selbständigwerden.
Früher war das noch viel deutlicher. Die Konfirmation nahm im Leben der jungen
Menschen einen wichtigen Platz ein, begann doch damals mit ihr der sogenannte „Ernst
des Lebens“.
Ende der Schulzeit. Eintritt in das Berufsleben. Der/die Jugendliche trug von dann an
durch Arbeit in der Landwirtschaft oder als Lehrling in einem Betrieb zum Unterhalt der
meist großen Familie bei. Das bedeutete die Übernahme von Verantwortung schon in
jungen Jahren, manchmal auch das Verlassen des heimatlichen Ortes und damit
Abschiednehmen von den unbeschwerten Tagen der Kindheit. Vor noch gar nicht langer
Zeit war für viele Menschen die Konfirmation das wichtigste Ereignis zwischen der
Einschulung mit sechs Jahren und dem endgültigen Verlassen des Elternhauses als junge
Frau oder als junger Mann.
Für die Konfirmanden/innen heute ist das anders. Am Tag darauf werden sie wieder zur
Schule gehen, und auch ein neues und lange nicht letztes Schuljahr wird nach den
Sommerferien dann für viele von ihnen beginnen. Aber erst einmal haben sie einen
großen Tag. Alles wird sich hoffentlich um sie drehen, viele Verwandte und Freunde sind
dazu angereist. Sie werden reichlich beschenkt werden, aber nur eine kurze Zeit, später
wird alles wieder so sein wie vor der Konfirmation. Man wird – bis auf das neue
Smartphone– auf den ersten Blick keine Veränderungen feststellen können.
Also alles wie gehabt? Nein, nicht alles. Der Konfirmandenunterricht und der Besuch der
Gottesdienste sind nun für sie vorbei.
„Gott sei Dank“, werden die einen denken; „schade“, vielleicht die anderen. Ganz gleich,
wie der oder die einzelne von ihnen empfindet – wichtig wäre mir, dass sie auf ihrem Weg
ins erwachsene Leben wissen, was christliche Gemeinschaft bedeuten kann. Dass die
jungen Menschen sicher sein können: es gibt in der Kirche Menschen, die für sie da sein
wollen, die sie begleiten wollen, wenn sie sich im Leben mal nicht zurechtfinden.
Ich wünsche mir, dass sie eine Ahnung behalten von dem, wie Gott für sie da ist, auch
wenn alles drumherum so gottlos erscheinen mag. Dass diese jungen Menschen in ihrem
Leben erfahren: Sie können auf den Glauben an Gott setzen, ja bauen und so Halt in den
Stürmen des Lebens haben. Und dass sie in dieser Zeit und später Menschen finden
mögen, die ihnen helfen, immer wieder den Weg zu Gott zu finden.
Die Konfirmation ist ein guter Anfang für diesen Weg. Auch heute noch.
Daran erinnert auch das Kirchenlied (EG 395) mit den Worten: „Vertraut den neuen
Wegen, und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid."

Pastor Frank Menke






















„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
(Psalm 103,2)
Liebe Leserinnen und liebe Leser!
Ich möchte Sie nicht erschrecken, aber ich hatte vor kurzem einen Gedanken,
den ich Ihnen gerne einmal mitteilen möchte. Vielleicht sollten wir einander viel
mehr loben. Vielleicht sollten wir einander viel mehr die guten Seiten wecken und betonen und möglichst nicht immer so sehr die unangenehmen Dinge nennen und vorwerfen.
Ich weiß, dass es bestimmt viele Gründe für Klagen und für Vorwürfe gibt.
Wahrscheinlich sind diese Gründe auch alle berechtigt.
Wieder ist mein Brief nicht beantwortet worden, obwohl doch so viele Menschen in diesem Büro arbeiten. Erneut hat der Gottesdienst länger gedauert,
obwohl ich doch nur eine Stunde als Gottesdienstbesucher/in eingeplant hatte.
Zum wiederholten Male werde ich jetzt unhöflich behandelt, obwohl ich mir alle
Mühe gegeben habe, das nicht herauszufordern.
Wenn man den Gesprächen von Menschen zuhört, dann nehmen die Klagen und
Vorwürfe über alles Mögliche gar kein Ende mehr. Wahrscheinlich sind alle Vorwürfe auch irgendwie berechtigt, aber sehr viel weiter bringen sie uns nicht,
befürchte ich.
Die wenigstens Menschen ändern sich wohl nicht deswegen, weil ich ihre unangenehmen Seiten wahrnehme und dann laut beim Namen nenne. Viel eher
fühlen sie sich ja dann ertappt und flüchten in eine Art Selbstrechtfertigung – und die ist dann mindestens so laut wie meine Vorwürfe. Dann gibt es nur noch
sehr viel Lärm in der Nachbarschaft, im Büro, in der Schule, am Mittagstisch oder im Straßenverkehr, aber es ändert sich nichts.
Ein verbaler Angriff, auch wenn er noch so berechtigt ist, weckt meistens nur die Verteidigung und überhaupt keine Einsicht. Und wenn sie doch einmal kommt, die Einsicht, dann merke ich immer sehr bald, dass die meisten Fehler
nicht so sehr aus einer bösen Absicht geschehen, sondern aus einer Überforderung. Das Leben überfordert uns wohl alle. Vieles geschieht sehr schnell, viele haben tatsächlich sehr wenig Zeit und müssen sich mächtig anstrengen, alles zu schaffen, was ein Tag ihnen abverlangt. Und wenn dann nur ein bisschen mehr zusammenkommt als geplant, ist auch schnell ein Fehler geschehen. Mein Vorwurf bringt dann, auch wenn er noch so berechtigt ist, das
Fass nur zum Überlaufen. Vielleicht bräuchten wir ein wenig mehr Zeit zur Besinnung, und vor allem sollten wir einander viel mehr loben.
Das Loben ist etwas seltener geworden, finde ich. Vielleicht leiden Menschen sogar darunter. Sie versuchen jeden Tag ihr Bestes zu geben und kaum jemand
erkennt das an. Nur die Fehler sehen alle sofort und nennen sie auch laut. Da kann man schon traurig werden. Die Schwächen werden überall sofort gesehen – und das Gute gilt als selbstverständlich und wird nicht bemerkt. Das kann doch auf Dauer nicht gut gehen oder doch? Da verstehe ich dann, dass manche Menschen immer gleichgültiger und trauriger werden. Gegen Gleichgültigkeit und Traurigkeit hilft aber kein Vorwurf und erst recht keine Anklage.
Jedoch ein Lob kann helfen, also das Betonen einer guten Seite. Da kann es dann etwas heller werden. Wenn ich einen Menschen lobe oder ihm danke, dann tue ich etwas, was ich selber gerne erlebe. Ich bin froh, wenn ein anderer meine Fehler nicht breit tritt und dafür manchmal das betont, was ich ganz gut gemacht habe.
Dann geht es mir gut, und ich bemühe mich wieder gerne. Ich nehme an, anderen geht es so ähnlich:
Es ist einfach nur schön, gelobt zu werden. Lob ist eine der wertvollsten Freund-
lichkeiten, die wir uns schenken können. Und Gott möchte doch freundliche und
fröhliche Menschen. Dann sollten wir einander viel mehr loben.
Ich denke, dass Sie es schaffen können hier in Schuby, Hüsby, Lürschau und im gesamten Bereich der Kirche in der Region in der Mittleren Treene.
Mit freundlichen Grüßen
Pastor Frank Menke (weiterhin in der Region Mittleren Treene tätig)


























Liebe Leserinnen und liebe Leser!
„Meine Zeit steht in Deinen Händen„ (Psalm 31,16)
Liebe Leser/innen! Nutze die Zeit. Was ist Zeit? Gerade ein Jahreswechsel, wie wir ihn vor gut einem Monat erlebt haben, ist ein Moment des Innehaltens. Nicht nur das wir uns jetzt an die neue Jahreszahl 2024 gewöhnt haben oder noch gewöhnen müssen, sondern wir fragen uns, wo ist nur die Zeit geblieben und wie schnell ist alles vergangen? Und vor allem fühlen wir uns noch gar nicht so alt, wie die Zahlen es anzeigen. Werde ich in diesem Jahr 2024 wirklich schon … Jahre alt, sind wir dann… Jahre verheiratet, dabei fühlen wir uns miteinander wie am ersten bzw. zweiten Tag, wohne ich wirklich schon seit … Jahren in Schuby, Lürschau, Hüsby? Wo ist nur die Zeit geblieben? Zeit vergeht wie im Flug und Augenblicke scheinen endlos. Niemand kann sie festhalten, speichern oder zurückholen. Oft habe ich sie nicht, manchmal nehme ich sie mir. Meine Zeit erlebe ich als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Astronomen haben sie in Stunden, Tage, Monate und Jahre eingeteilt. Der Begriff Zeit kommt von „teilen, zerschneiden und zerreißen„. Zeit ist also ein Teil von einem Ganzen - ein Stück meines Lebens. Meine Zeit ist nicht unerschöpflich, sie ist begrenzt. Das macht sie kostbar. Manchmal erlebe ich nicht so gute Zeiten, manchmal verschwende ich meine Zeit. Auch das gehört dazu. „Alles hat seine Zeit„. Ob diese scheinbar überflüssigen Momente wichtig oder schlecht waren, weiß ich erst später. Dann, wenn ich in mein Inneres schaue, wenn ich mich erinnere. Meine Zeit ist mir geschenkt. „Meine Zeit liegt in Gottes Händen„. Nicht irgendwer bestimmt meine Zeit, nicht ich selbst und kein Zeitgenosse. Das weckt in mir Vertrauen und Geborgenheit. Gottes Hände halten meine Zeit. Sie halten mich. Hier bin ich aufgehoben, werde gestützt und zärtlich begleitet. Wenn mir bewusst wird, dass jeder Zeitpunkt einmalig und unwiederholbar ist, dann muss ich so leben, dass ich jeden Augenblick genieße. Ich werde sensibler im Umgang mit der Zeit und mit meinen Mitmenschen. Wenn Menschen füreinander Zeit haben, geschieht etwas mit ihnen. Sie machen sich miteinander vertraut und Vertrauen wächst. So wird die Begegnung einmalig. „Carpe diem„ - Nutze den Tag! Nimm dir dafür Zeit, mach’ was aus ihm! Dann nehme ich die Zeit aus Gottes Händen, wie es im 31. Psalm heißt. Dann wird mir meine Zeit wichtig und ich werde feststellen, dass ich Zeit habe:
für mich, meine Mitmenschen und für Gott. Ich danke für die Zeit, die ich hier mit Ihnen in der Region Mittlere Treene verleben durfte, vielleicht kommt ja noch etwas Zeit hinzu. Darüber würde ich mich freuen. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen allen jetzt im Februar, also noch am Anfang des Jahres 2024 eine gute Zeit. Ihr Frank Menke, Pastor














Liebe Leserinnen und liebe Leser!
„Wegen Inventur geschlossen“ – so lesen wir es in diesem Monat Januar 2024 wieder vermehrt auf den Schildern an den Ladentüren und ich ärgere mich: Daran hatte ich mal wieder nicht gedacht – zu Beginn des neuen Jahres machen viele Geschäfte Inventur und sind darum für einen halben oder einen ganzen Tag geschlossen. Drinnen sehe ich das Personal fleißig bei der Arbeit: Mit Listen in der Hand werden alle Bestände durchgesehen.
Inventur zum Jahreswechsel: Was in den Geschäften eine Selbstverständlichkeit
ist, könnte auch im eigenen Leben dran sein. Und es sind ja auch nicht wenige
Menschen, die an Silvester oder den ersten Tagen des neuen Jahres eine persön-
liche Inventur machen – auch wenn sie es wahrscheinlich nicht so nennen.
Persönliche Inventur – das ist für mich zunächst einmal ein Rückblick auf das
vergangene Jahr 2023: Was ist schön gewesen, und was schmerzlich? Was ist mir gelungen in den vergangenen zwölf Monaten und wo bin ich gescheitert?
Ja, es wird meistens beides gewesen sein: Erfahrungen, an die ich gerne zurück-
denke, und anderes, was ich am liebsten vergessen würde.
Das Schöne und Gelungene, das kann ich am Ende des Jahres dankbar vor Gott
bringen, doch wo bleibe ich mit den schweren Erfahrungen – vor allem: Wie kann ich mit meinen Fehlern umgehen? Da, wo ich versagt habe, wo ich anderen etwas schuldig geblieben bin, wo mir etwas nicht gelungen ist.
Vielleicht hängt es mit diesen Fragen zusammen, dass zum Jahreswechsel viele Menschen nachdenklich und schwermütig werden. Es ist nicht nur das Gefühl der zerrinnenden Zeit, es ist auch die Frage: Wie kann ich bestehen mit all dem, was ich erlebt und getan habe im vergangenen Jahr? Wie kann ich leben mit den Erfahrungen des Scheiterns und Misslingens und Vergehens?
Und dasselbe gilt auch für den anderen Teil der Inventur: den Blick nach vorne.
Der Jahreswechsel ist auch die Zeit der guten Vorsätze und der Pläne für das
neue Jahr. Viele solcher Vorsätze sind vielleicht nicht so ernst gemeint und zu
Recht in ein paar Tagen wieder vergessen. Aber es gibt auch ernsthafte Ziele für
dieses noch junge Jahr 2024 und vielleicht sogar das Vorhaben, sich in schwer-
wiegenden Dingen zu ändern.
Doch gerade bei wichtigen Plänen droht immer die Gefahr, es nicht zu schaffen.
Viele Menschen nehmen sich darum schon gar nichts mehr vor für das neue Jahr; doch dann kann auch nicht viel in Bewegung kommen. Wer sich für sein
eigenes Leben und das Leben anderer verantwortlich weiß, der wird sich immer
wieder Neues vornehmen. Das muss nicht zum Jahreswechsel sein, ein guter
Anlass zur Inventur ist es jedoch. Doch woher den Mut nehmen angesichts der
Gefahr zu scheitern?
Für beides – für den Blick zurück und den Blick nach vorne – kann da die Jahreslosung für dieses Jahr 2024 eine Hilfe sein: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1.Korintherbrief 16,14)
Eine klare Sache ist dieser Satz des Apostel Paulus. Nicht so du mir, so ich dir.
Nicht Aug um Auge, Zahn um Zahn, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.
Sein Tun von der Liebe leiten lassen, sich von Gott getragen wissen und versuchen sich und anderen etwas Gutes zu tun und liebevoll miteinander umzugehen, verständnisvoll und friedlich. Das wäre etwas für die ganze Welt. Lassen Sie uns mit unseren scheinbar kleinen Möglichkeiten hier in Schuby, Lürschau und Hüsby daran mitwirken.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein Jahr 2024, indem Sie sich von Gott begleitet und von seinem Wort geleitet wissen.
Frank Menke, Pastor, zur Zeit in Schuby












Liebe Gemeinde!
Bald ist Weihnachten. Für viele Menschen auch in unseren Kirchengemeinden in der Region Mittlere Treene ist es zum ersten Mal Weihnachten ohne den Menschen, an dessen Tod sie in diesen Tagen im November um den Ewigkeitssonntag herum besonders denken.
Vielleicht hängen die Kleider noch im Schrank so wie immer, weil die Angehörigen noch nicht wagten, daran zu rühren und zu räumen. Genauso steht vielleicht noch der Name am
Klingelschild, als ob die Verstorbenen noch dort wohnten, wo sie uns doch jetzt ganz anders
nah sind. Neu dazu gekommen ist vielleicht ein Bild, schön eingerahmt an einem gut sichtbaren Platz im Wohnzimmer oder auf dem Nachttisch im Schlafzimmer, um die Erinnerung festzuhalten und um vielleicht wenigstens stumme Gesellschaft zu haben in der
Einsamkeit. Neu ist vielleicht auch ein Kästchen, wo die Briefe und die Karten aufgehoben
werden, die zur Beerdigung geschickt wurden und obenauf die Todesanzeige, die schweren Herzens von den Angehörigen aufgegeben werden musste.
Was hat sich alles geändert durch den Tod in diesem Jahr. Und was ist aus dem Toten geworden, dem Menschen, den wir so sehr für unser weiteres Leben gebraucht hätten, und den wir so lieb hatten und immer noch haben. Der Körper bzw. die Asche liegen auf den Friedhöfen, das wissen wir, aber was bleibt von dem, was wesentlich war: von seinem Wesen, von seiner Seele?
Und was ist aus den Zurückbleibenden geworden? Was ist aus ihrem Leben geworden in diesem Jahr, wo ihnen der Tod so nahegekommen ist?
Und was ist aus dem Glauben geworden angesichts des Todes?
Auf diese Fragen kann uns Weihnachten eine Antwort schenken. Auch wenn wir uns jetzt vielleicht kaum vorstellen können, ohne den geliebten Toten in knapp sechs Wochen wieder Weihnachten zu feiern, kann der Hinweis auf Weihnachten doch Trost schenken.
Nein, kein schneller Trost mit starken Worten, sondern für einige von Ihnen, liebe Leserinnen
und liebe Leser, vielleicht sogar nur ein schwacher Trost. Stimmt auch: ein Trost, so schwach und unscheinbar wie das Kind in der Krippe, dessen Geburt wir am 24. Dezember
feiern. Und es ist ja wirklich fast unglaublich, was aus diesem Krippenkind geworden ist,
was Gott mit diesem Kind gemacht hat:
Geboren in ärmlichen Verhältnissen in einer unruhigen Zeit. Es ging um Leben und Tod, und
es ging um Gottes Willen. Wir wissen alle, wie das ausgegangen ist: Jesus hat überlebt, und
Gott hat seinen Willen durchgesetzt, und das nicht nur zu Weihnachten, sondern mit Kreuz
und Auferstehung dann noch einmal – und zwar endgültig ein für alle Mal. Damit begann vor
gut zweitausend Jahren die neue Zeitrechnung, nach der wir bis heute unsere Jahre und Anfang und Ende unseres Lebens zählen.
Kaum zu glauben, aber so zeigt sich Gott in dieser Welt. Immer wieder setzt Gott sich selbst und seine Menschen dem Tod aus, aber am Ende bleibt nie der Tod, sondern immer Gott.
Können wir das auch für uns glauben – und für unsere Verstorbenen? Können wir glauben, dass Gott auch mit uns und für uns noch etwas vorhat, auch wenn unsere Lage oft so aussichtslos erscheint? Können wir glauben, dass Gott auch mit unseren Toten und für unsere
Toten noch etwas vorhat, obwohl der Tod so endgültig wirkt?
Wenn wir Weihnachten ernst nehmen als das deutliche Zeichen für Gottes unglaublich große Möglichkeiten, dann braucht uns auch das kommende Weihnachtsfest in diesen dunklen Wintertagen keine Angst zu machen, sondern dann kann es uns sogar eine Hilfe sein: Weil Weihnachten uns zeigt, wie Gott auch da und gerade da neue Wege weist, wo wir nur Sackgassen sehen.
Denken Sie daran, wenn die Traurigkeit um die Verstorbenen gerade zu Weihnachten wieder besonders stark werden will. Denken Sie daran, dass das Krippenkind den Tod besiegt hat.
Ihr Frank Menke, Pastor z. Zt. in Schuby

















Liebe Gemeinde!
„Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ Matth. 15,16 – Für wen haltet ihr mich? Das ist der Monatsspruch von September.
„Jesus ist Gottes Sohn“ wäre wohl die häufigste Antwort. Aber was heißt das nun für mich? Da ist längeres Nachdenken angesagt.
Am 1. August, das ist also schon eine Weile her, stand ein interessanter Artikel in der Shz.
Eine Studie hatte ein erschütterndes Ergebnis zutage befördert: unsere Gesellschaft hat sich von den anstrengenden Corona-Jahren nicht wieder erholt. Die folgenden Krisen, vor allem der Krieg und die sichtbaren Folgen des Klimawandels, stehen wie eine ständige Bedrohung im Raum. Die Menschen fühlen sich hilflos und erschöpft. Um sich besser zu fühlen, ziehen sich viele ins Privatleben zurück, wo der Alltag mit all seinen kleinen Aufgaben die große Welt ausblendet.
Man wartet auf ein Ende. Man schaut erwartungsvoll auf die Regierung. Sie soll, zugespitzt gesagt, die heile Welt der 80er zurückbringen. Wo es angeblich all das Böse nicht gab. Aber ist das so? Wenn wir uns die Zeit genauer anschauen, war sie alles andere als heil, erst recht nicht für die Menschen der damaligen DDR.
Besser wäre es, so die Empfehlung der Autoren der Studie, die Gesellschaft würde sich den Veränderungen stellen und sie als gegeben annehmen.
Viele sind bereit dazu, sie wollen etwas machen. Aber wer sagt ihnen, was genau?
Es braucht eine große Erzählung, die die Menschen verstehen und sie ermutigen, die Probleme anzugehen. Von der aus sie Lust haben, sich Mitstreiter zu suchen nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“.
Aber diese Erzählung müsste noch von der Regierung erfunden werden. Soweit der Artikel.
Und hier komme ich auf den Anfang zurück. Wir haben eine – die! – Erzählung. Sie steht in der Bibel und könnte so viel Mut machen. Denn Gott kam auf die Welt durch Jesus Christus und hat von der Zukunft erzählt. Beim Weltuntergang hat Gott ein Wörtchen mitzureden. Die Menschen meinen, sie hätten alles im Griff – und fürchten jetzt, nichts mehr im Griff zu haben. Die Erlösung aber kommt, sie ist durch Jesus schon Wirklichkeit. Darum können wir mit Zuversicht und im Vertrauen auf die Macht Gottes mithelfen, die Probleme zu lösen. Wenn es darauf ankommt, siehe Ahrtal, bekommt der Mensch Flügel.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre und Eure Kerstin Popp


























Liebe Gemeinde,
„Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“
Der Monatsspruch für Juli.
Freunde oder die Familie zu lieben, das ist der Normalfall. Eine Selbstverständlichkeit, es sei denn, man hat sich mit jemandem von ihnen verkracht. Auch die beste Freundin kann von heute auf morgen zur Feindin werden, beispielsweise wenn ich erfahre, dass sie ein Verhältnis mit meinem Mann unterhält. Dann habe ich sogar zwei „Feinde“ aus meinem direkten Umfeld.
Solch ein Betrug von den Menschen, die ich vielleicht am meisten liebe, ist eine enorme Verletzung, ein Vertrauensbruch, der nicht mehr zu heilen ist.
Jeder hat Verständnis dafür, wenn ich die Beziehung zu beiden auf der Stelle abbreche. Ich bin das Opfer, die Betrogene. Die Liebe zu den beiden verkehrt sich in Hass und Abscheu.
Sie gelten von nun an als meine Feinde. Meine Verachtung für sie ist gesellschaftlich anerkannt. Viele stehen mir bei.
Aber das Leben geht weiter. Der Mann zieht aus, die beiden werden ein Paar. Vielleicht sind Kinder da, die ihren Vater regelmäßig besuchen. Mit der Zeit wenden sich auch gemeinsame Freunde wieder dem Exmann zu.
Nur ich sitze auf meinem Hass, bin unfähig, die Zukunft zu gestalten. Hoffe auf eine Gelegenheit zur Rache. Auf Dauer frisst der Hass sich in das Herz, an neues Lebensglück ist nicht zu denken. Es gibt aber eine Möglichkeit, diesen Zustand zu überwinden. Indem ich den beiden vergebe. Ihnen ihre Liebe zugestehe, abschließe mit dem Geschehen und nach Wegen suche, die mich heilen.
Ich selber habe es in der Hand, ob ich nach solch einem Schicksalsschlag die Lebensfreude wiederfinde.
Mit herzlichen Grüßen, ihre Pastorin Kerstin Popp

























Liebe Gemeinde,
König Saul wurde gelegentlich durch einen bösen Geist Gottes verstört. Dann hatte er miese Laune und zog sich zurück. Wie konnte ihm nur geholfen werden? Sauls Knechte baten ihn, einen Mann suchen zu dürfen, der gut auf der Harfe spielen kann. Musik hilft Menschen bei depressiven Verstimmungen, das hatte man schon herausgefunden. Saul ließ nach jemandem schicken, der des Saitenspiels mächtig war. Man kam schnell auf den Hirtenjungen David, der für sein gutes Saitenspiel bekannt war. So kam David an den Hof und wann immer Saul von seinen Dämonen gepackt wurde, konnte David sie durch sein Harfenspiel verscheuchen.
Musik ist nicht nur schön anzuhören, sie entfaltet sogar heilende Kräfte. Auch heute wird die Musik zur Unterstützung von Heilungsprozessen eingesetzt. Angefangen bei den Klängen zur Meditation. Sie entspannen und tun der Seele gut. Auch die klassische Musik versetzt uns in eine ganz bestimmte Stimmung, je nachdem, welche Richtung es ist. Schön finde ich auch Musik, die zur Bewegung und zum Tanz einlädt, wie die Popmusik zum Beispiel. Sie sorgt für Glücksgefühle, die schlechte Laune verfliegt.
Und was ist mit der Rockmusik? Mit Heavy Metal? Sie meinen, die ist nur etwas für junge Leute mit einem schlechten Geschmack? Da irren Sie sich aber. Besuchen Sie einmal das Wacken-Festival. Besuchen Sie ein Rolling-Stones-Konzert. Da werden Sie Menschen jeden Alters antreffen, die gemeinsam „abrocken“, die mitsingen, bis die Stimme heiser ist und Stress und Frust herausgetanzt sind.
Jede Musik hat ihre eigene Wirkung. Und Mitsingen macht am meisten Spaß!
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp
























Liebe Gemeinde,
der Monatspruch für Mai ist aus dem Buch der Sprüche (3,27): Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.
Hand auf´s Herz – normalerweise überlese ich solche Sprüche, weil sie so selbstverständlich sind. Dem Bedürftigen Gutes zu tun, das steht an vielen Stellen in der Bibel, es ist eine der Hauptbotschaften Jesu. Diese Forderung ist so allgemein akzeptiert, man kann sie bereits zu den Menschenrechten zählen.
Das Spendenaufkommen in Deutschland ist enorm hoch.
Die beste und einfachste Art zu helfen, ist immer noch die Geldspende. Sie kommt an in den Kriegsgebieten und in den Erdbebengebieten, in Entwicklungsländern und in Hochwassergebieten, um den betroffenen Menschen zu helfen.
Aber wenn wir genauer hinsehen, geht es hier um eine persönliche Begegnung zwischen dem Gebenden und dem Bedürftigen. Sie sehen einander in die Augen, wenn die Geberhand die Empfängerhand berührt. Vielleicht wird sogar kurz gesprochen, sich bedankt. Auch Jesus hat immer Gutes getan in der persönlichen Begegnung, und wenn er weiterging, blieb ein dankbarer glücklicher Mensch zurück. Zugleich heißt es, in jedem Bedürftigen begegnet uns Jesus Christus. D.h. jede noch so kleine Hilfe, die wir geben, ist gefüllt mit Liebe und dem Heiligen Geist. Ob zu spenden oder auf andere Art zu geben – alles ist im Sinne Gottes. Die Weigerung eher nicht.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp























Liebe Gemeinde,
gerade habe ich meinen „Sommerroman“ ausgelesen: Michelle Obamas Buch „Becoming“. Man hat den englischen Titel gelassen, weil er sich nur unzureichend mit unserem Wort „Werden“ übersetzen lässt.
Sie beschreibt ihren Lebensweg bis zum Ende der Amtszeit ihres Mannes Barrack Obama als Präsident der USA im Jahr 2016. Noch immer – so schreibt sie – kann sie es nicht so ganz fassen, in welche Höhen sie nach ihrer Kindheit in sehr bescheidenen Verhältnissen katapultiert worden ist. Natürlich war es die steile Karriere ihres Mannes, die sie dorthin führte, aber nicht nur. In erster Linie war sie es selbst, die es durch viel Fleiß und Ehrgeiz zum Jurastudium gebracht hatte und zu einer gut bezahlten Anstellung in einer angesehenen Chicagoer Anwaltskanzlei. Dazu konnte sie sich nur gratulieren, zumal als farbige Frau. Doch der Job – Reichen zu noch mehr Geld zu verhelfen - füllte sie nicht aus. Ihr schwebte vor, benachteiligten Jugendlichen, insbesondere jungen Frauen, die genauso begabt sind wie sie selbst, Chancen zu höherer Bildung zu verschaffen. Dieses Ansinnen im Amerika dieser Tage braucht einen langen Atem und den tiefen Glauben daran, dass sich alle Arbeit lohnt, weil das Leben ein Werden ist zum Guten hin. – Michelle Obamas unerschütterlicher Optimismus hat mich sehr inspiriert. Viel ist typisch amerikanisch, aber unter dem Strich muss ich ihr recht geben. Auch der Apostel Paulus hatte diese unerschütterliche Zuversicht, dass das Beste noch kommt – gespeist aus seinem tiefen Gottvertrauen. In wenigen Sätzen zusammengefasst im Römerbrief Kp 12, 9-21, das mit dem Aufruf endet:
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
In diesem Sinne herzliche Segensgrüße von Ihrer Pastorin Kerstin Popp






Liebe Gemeinde,
„Es sollen jauchzen alle Bäume im Wald vor dem Herrn, denn er kommt, zu richten die Erde.“ (1. Chronik 16,33)
König David ist gut drauf. Ausgelassen wie ein Kind tanzt er herum und bläst dazu die Trompete, genau wie all die anderen Ältesten und Oberen Israels. Es gibt etwas zu feiern: die Bundeslade wird in das Zelt gestellt, dort soll sie bleiben, damit das ganze Volk von nun an ein Heiligtum hat, in dem Gott Jahwe wohnt. David lässt ein Loblied auf Gott anstimmen: „Der Herr ist groß und hoch zu loben. Er ist größer als alle Götzen, denn er hat den Himmel gemacht. Bringt dem Herrn Geschenke und betet ihn an.“ Die ganze Natur soll sich freuen und jauchzen über diesen wunderbaren Schöpfer. - Mich erinnert diese freudige Ausgelassenheit an die Faschingsumzüge oder an fröhliche Prozessionen, wenn ein ganzes Dorf seinen Schutzheiligen durch die Straßen trägt und dabei vor Freude singt und tanzt.
Uns liegt sowas ja nicht hier im Norden. Schade eigentlich. Denn man kann an solch einen Freudentag, an dem alles auf den Beinen ist und tanzt, mal den Alltag vergessen. Gott die Ehre geben, sich daran erinnern, dass er am Ende alles zum Guten richten wird, das befreit und macht gute Laune. Ein Waldspaziergang kann auch erfreuen. Vielleicht hören wir die Bäume jauchzen. Dann singt und summt doch einfach ein bisschen mit: der Herr ist groß…
Mit herzlichen Grüßen, eure Pastorin Kerstin Popp


Liebe Gemeinde,
„Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine
Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42, 1, 2)
Der Monatsspruch. Ich habe zwar keine Vorstellung davon, wie laut ein Hirsch schreit,
wenn er starken Durst hat, aber es muss wohl schon sehr laut sein. Wann erleben wir eine
solche Situation, bei Durst kein Wasser oder sonst ein Getränk zur Verfügung zu haben?
Das kommt selten vor. Inzwischen geht niemand mehr auf eine Wanderung ohne
Feldflasche, niemand treibt Sport ohne ein Getränk dabei zu haben. Viel trinken gehört
zum Gesundheitsmanagement. Starken Durst zu haben, ist für Körper und Seele
gleichermaßen schmerzhaft bis hin zur Todesangst, wenn nirgendwo Wasser zu finden ist.
So intensiv verlangt die Seele nach dem lebendigen Gott. Treffen diese Worte noch in
unser Herz, wo wir doch immer mit frischem Wasser versorgt sind? Wann dürstet es mich
nach Gott? Vielleicht in solchen Momenten, in denen ich unglücklich und verzweifelt bin.
Oder könnte es sein, dass es einfach der Wunsch ist nach einer Begegnung mit Gott? Die
Möglichkeit, in einer Kirche Andacht zu halten oder ein Gebet zu sprechen, wann immer
sich das Bedürfnis danach in mir regt? Dass da ein Ort ist, wo Gott mir etwas sagt oder
gibt, das mir zum Leben hilft? Schön, dass wir diese Orte haben. Gerade in der
Urlaubszeit laden viele Kirchen zum Verweilen ein.
Herzliche Grüße, Ihre Pastorin Kerstin Popp

Liebe Gemeinde,
Deutsche haben besonders viel Angst, mehr als andere Nationen. Wir haben es sogar zu einem international bekannten Begriff gebracht, der „German Angst“. Gemeint ist ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis, das sich in vielen Alltagsdingen bemerkbar macht. Angefangen bei den zahllosen Versicherungen, die wir für alle möglichen Schicksalsschläge abschließen, über Existenzängste bis zur Angst, kein Essen im Haus zu haben oder im Dunkeln überfallen zu werden. Alles scheint bei uns ausgeprägter zu sein als anderswo.
Natürlich ist auch wissenschaftlich untersucht worden, woran das liegt. Man muss kein Historiker sein, um die Ursache in der Vergangenheit zu finden. Nicht nur die beiden Weltkriege haben für eine Traumatisierung gesorgt, auch die Inflation, die Geldentwertung war für unsere Vorfahren eine das Leben bedrohende Erfahrung. Allein diese Informationen reichen eigentlich schon, um die „German Angst“ zu erklären. Aber es geht noch weiter.
Schon die Verwüstungen, die im 30jährigen Krieg besonders auf deutschem Gebiet angerichtet wurden, haben sich tief in das Gehirn unserer Vorfahren gegraben. Dann folgten die Truppen von Napoleon, die auch an vielen Orten gewütet haben. In deutschen Landen waren es die Menschen also gewohnt, in Angst und Schrecken versetzt zu werden und immer wieder um ihre Existenz bangen zu müssen. In der Mitte Europas war man sich seines Lebens nie sicher. Und dieses Grundgefühl kann sich so in das Gehirn einnisten, dass es auf den Genen von einer Generation in die nächste vererbt wird.
Das ist doch bemerkenswert, finde ich. Aber was heißt das jetzt für uns? Gibt es also kein Entrinnen aus der Angst? Die Gehirnforschung sucht nach Lösungen, die darauf beruhen, dem Gehirn Erlerntes abzutrainieren und neu zu „überschreiben“. Also die Angst durch positive Gedanken zu ersetzen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber es funktioniert. Gut zu wissen in dieser Angstmachenden Zeit.
Herzliche Grüße, Ihre Pastorin Kerstin Popp





Liebe Gemeinde,
wenn ich die Lieder aussuchen möchte, die bei einer kirchlichen Trauung gesungen werden sollen oder bei der Konfirmation, fällt mir die Auswahl von Jahr zu Jahr schwerer. Welche Lieder können noch als bekannt vorausgesetzt werden? Die Generation der 30-50 Jährigen sind nicht mehr mit den Älteren zu vergleichen. Kann ich „Geh aus mein Herz und suche Freud“ noch nehmen oder „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“? Mit einem mächtigen König hat diese Generation eigentlich nichts mehr am Hut. Sie sind für Demokratie und flache Hierarchien, da passt das Besingen Gottes in dieser Art und Weise nicht mehr ins Bild. Wann ist das Lied überhaupt entstanden? Beim Nachlesen (Quelle s.u.) fand ich Bemerkenswertes: Der Theologe Joachim Neander textete und vertonte es 1680. Damals war der übliche Gemeindegesang nur zugelassen in ruhigen Halben- und Viertelnoten – das muss also ziemlich öde geklungen haben. Neanders Dankpsalm „Lobe den Herrn“ kam dagegen im schwungvollen Dreiertakt daher, das war für damalige Ohren absolut neu. Außerdem spickte er den Text mit Zitaten aus Psalmen, die wie ein gewaltiges Lob des Schöpfers in der Natur klingen. In der Natur, tatsächlich in dem berühmten Neandertal, hat sich Neander auch oft aufgehalten, und zwar zu geheimen Zusammenkünften der „Erweckten“, wie sich die jungen Leute nannten. Sie wurden von der offiziellen Kirche als zu modern und anders abgelehnt. So sangen sie ihre neuen Kirchenlieder im Grünen, weitab von den Kirchen. Dass „Lobe den Herrn“ einmal einen solchen Siegeszug durch die Kirchengeschichte hinlegen würde, hätte Neander damals bestimmt nicht für möglich gehalten.
Später erhielt dieses Lied sogar eine politische Aussage, nämlich kurz vor der Wende in einem Gottesdienst in der damaligen DDR. Ein Chor aus dem Westen wurde zur Kircheneinweihung in der Partnergemeinde eingeladen. Es gab einen feierlichen Gottesdienst mit drei Chören aus Ost und West. Gemeinsam sangen sie „Lobe den Herren“, und es klang in diesem Augenblick wie ein Protestlied gegen die Zeit. Das Lob gilt keinen weltlichen Herrschern, sondern Gott allein. Es überschreitet Grenzen und kann Mauern in den Köpfen zum Einsturz bringen.
Mich bringt all das zu der Erkenntnis: die Kirche liebt die Tradition, doch dann kommt „die Jugend“ und geht neue Wege. Wie damals die „Erweckten“ um Joachim Neander. So war es und so wird es hoffentlich immer bleiben.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre und Eure Kerstin Popp
(aus: Gerd Höft, Mit Harfen und mit Zimbeln schön, Verlag aussaat)






Liebe Gemeinde,
im Epheserbrief (6,10.16a) schreibt Paulus: „Werdet stark durch eure Verbundenheit mit dem Herrn. Lasst euch stärken durch seine Kraft. Was auch kommen mag: Greift nach dem Glauben als eurem Schild!“
Während ich dies schreibe, stehe ich noch immer unter dem Schock, dass wir Krieg haben mitten in Europa. Jeden Morgen mache ich die Augen auf und denke zuerst daran, dass es kein böser Traum war, sondern bittere Wirklichkeit. Was mag in dieser Zeitspanne geschehen sein, während Sie dies lesen? Gibt es bereits Verhandlungen? Gibt es überhaupt irgendwelche guten Nachrichten oder ist alles noch viel schlimmer geworden? Was immer es sei, das gewohnte Leben – bereits seit über 2 Jahren ohnehin aus den Fugen geraten – ist erschüttert durch den Krieg. Was kann uns helfen und trösten? Der Apostel Paulus findet die richtigen Worte: Lasst euch stärken durch euren Glauben an Jesus Christus! Überall auf der Welt beten Christen für den Frieden. Beten ist kein vergebliches Tun, es hilft mir, aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus zu kommen. Ich bin nicht allein mit meinen Ängsten, ich bin umgeben von vielen Menschen, die mit mir gemeinsam beten zu Gott. Auch in der Ukraine wird gebetet, um stark zu bleiben, um die Zuversicht zu erhalten, dass Gott ihre Liebsten behütet und bewahrt und dass der Frieden kommt.
Wir sind nicht naiv – beten hält einen Kriegstreiber nicht davon ab, sein böses Werk fortzusetzen. Aber das Gebet gibt Kraft zum Helfen und zum Handeln. Gott ist da, er hat die Macht, die Dinge zum Guten zu wenden, diesen Glauben geben wir nicht auf. Sonst wäre die Welt verloren. Gerne erinnere ich euch daran: wir haben gerade an Vielem zu tragen – Krieg, Corona, der Klimawandel – aber verzweifelt nicht daran, vertraut auf Gott und lasst euch stärken durch seine Kraft.
Ihre und eure Pastorin Kerstin Popp










Liebe Gemeinde,
am 27. November findet die nächste Wahl in den Kirchengemeinderat statt.
Wir treffen uns ungefähr einmal im Monat und besprechen miteinander, was in der Kirchengemeinde anliegt und was beschlossen werden muss, damit es auf den Weg gebracht werden kann.
Alle Kirchenmitglieder unserer Kirchengemeinde sind sowohl aufgerufen zur Wahl als auch, sich für den Kirchengemeinderat zur Wahl zu stellen. Aber wie soll das nur gehen? Wer in diesen Wochen die Zeitung liest, muss denken, die Kirche sollte man zum Schutz der Jugend lieber komplett schließen.
Was für ein Bild geben wir in den Medien ab? Wer hat da noch Lust, bei uns mitzumachen? Längst muss man sich eher dafür rechtfertigen, dass man noch Kirchenmitglied ist als dafür, ausgetreten zu sein. Ein Austritt scheint zurzeit das einzig moralisch Vernünftige zu sein. Weg damit! Kirche kostet nur Geld und niemand vermisst sie, wenn die Letzte die Tür zu gemacht hat.
Wirklich? Nein, natürlich nicht. Ich rufe dazu auf, ein anderes Bild unserer Kirche dagegen zu setzen. Bitte, helft doch mit, liebe Gemeinde und äußert euch über positive Erfahrungen mit eurer Kirchengemeinde, seid nicht länger die schweigende Mehrheit. Kritik zu üben ist leicht, aber für etwas einstehen, kostet Mut. Unsere Gesellschaft braucht jetzt jeden Meinungs-Mutigen. Man fühlt sich als Christ in der Minderheit, aber das täuscht. Es gibt nach wie vor viele Menschen, die ihren Glauben in der Kirche leben möchten, man weiß es nur nicht voneinander. Natürlich kann jeder auch im Wald Gott begegnen, aber in unseren schönen Kirchen erleben wir Gottes Gegenwart nochmal ganz anders. Die Kirchen sind Orte des Heiligen, oft jahrhundertealt, sie suchen und brauchen viele Menschen nach wie vor an wichtigen Stationen ihres Lebens. Sollen diese Orte wirklich nach und nach aus unserer Mitte verschwinden? Was wäre auf immer verloren? Ich meine, es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Jetzt ist die Zeit dafür. Im Kirchengemeinderat zu sein ist nicht nur ein wichtiges, verantwortungsvolles Ehrenamt für unsere Dorfgemeinschaft, sondern auch eine persönlich bereichernde Aufgabe. Seid mutig und macht mit! Ihr werdet erstaunt sein, wie vielfältig die Aufgaben sind.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre und eure Pastorin Kerstin Popp



















Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon. (1. Joh. 2,8)

Liebe Gemeinde,
ja, wir sind nun mittendrin – in der Dunkelheit. Bis weit in das neue Jahr bleibt es so: viel Wind und viel Regen, kalt und ungemütlich. Und früh dunkel ist es auch. Umso gemütlicher sind nun die Häuser, und auch draußen wird es mit jedem Jahr etwas heller. Die Baumärkte haben tolle Sachen im Angebot, denn viele Hersteller lassen sich immer wieder neue Beleuchtungen einfallen, die man sich gut vor der eigenen Haustür, in den Fenstern oder im Vorgarten vorstellen kann. Für mich sind deshalb meine abendlichen Spaziergänge durch die Straßen Schubys in der Vorweihnachtszeit am schönsten.
Natürlich dienen die Leuchten in erster Linie der Ästhetik, aber ich kann sie auch als eine Botschaft verstehen: die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon.
In jedem Jahr beginnt spätestens nach Neujahr die Hoffnung auf das Licht. Wenn die Sonne scheint, hat sie schon ein bisschen Kraft, das Tageslicht ist nicht mehr so trüb wie im November/Dezember. Freude regt sich, Vorfreude auf das neue Jahr, auf das Erwachen der Natur, obwohl noch alles wie tot daliegt.
Wir wissen ja, dass das Leben kommt. Nicht nur in der Natur, sondern auch im Glauben. Das wahre Licht scheint schon. Wir erwarten das Licht an Weihnachten in der Geburt des Gotteskindes. Wir gehen darauf zu und freuen uns schon. Aber gleichzeitig, im Hier und Jetzt der trüben Tage, ist das Licht schon da. Wenn wir aufstehen und zur Arbeit gehen, geht dieses Licht mit uns mit. Mit jeder Kerze, die wir anzünden, können wir diesem Glück Ausdruck verleihen: dass Gott bereits unter uns ist. Der Glaube an Jesus Christus bringt immer ein doppeltes Dasein mit sich: zum einen warten wir noch: auf Weihnachten, auf die Erlösung der Welt, auf das Kommen von Gottes Herrlichkeit. Zum andern ist durch Jesus Christus all das schon da. Das soll ein normaler Mensch begreifen. Paulus hatte damit auch seine Mühe, dieses „Schon jetzt“ und „Noch nicht“ zu erklären. Aber man muss auch nicht alles bis ins Letzte erklären. Lassen wir es uns an dieser schönen Botschaft genügen: die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!
Ihre Pastorin Kerstin Popp

Liebe Gemeinde,
eine der Bitten des Vaterunsers lautet: „Unser tägliches Brot gibt uns heute“.
Es lohnt sich, über diese einfache Bitte einmal nachzudenken.
Wenn das Brot verzehrt ist, gehen wir zum Bäcker und kaufen ein neues. Brot ist immer da, der Preis auch für kleine Geldbeutel erschwinglich. Insofern äußern wir die Bitte um das täglich Brot mit der sicheren Erwartung, es zu bekommen. Hunger ist uns unbekannt, allein dafür können wir Gott jeden Tag dankbar sein.
Aber der Begriff „Brot“ steht auch für einen weiteren Wortsinn. Wir meinen damit oft die ganze zur Verfügung stehende Nahrung oder das Essen an sich.
Wir bitten nicht nur um eine Scheibe Brot, sondern um die tägliche Nahrung, die uns satt macht, die schmeckt, die unseren Körper kräftigt für das anstehende Tagwerk. Aus diesem einfachen Bedürfnis, sich zu sättigen, ist heutzutage ein regelrechter Hype geworden, ja: es ist eine neue Religion entstanden.
Es geht um die „richtige“ Ernährung, die den Körper, Geist und Seele gesund erhält und so für ein möglichst langes Leben sorgt.
Die Liste der Nahrungsmittel, die leider der „falschen“ Ernährung zuzuordnen ist, wird dabei immer länger. Was richtig und gerade noch akzeptabel und was absolut ungesund zu bewerten ist, tja, dabei gehen die Meinungen auseinander. Sie entzweien mittlerweile Freundschaften und Familien. Das Zubereiten einer Mahlzeit für Gäste gerät zur Mammutaufgabe, um alle Einschränkungen des Speiseplans zu berücksichtigen. Eigentlich müsste es nun im Vaterunser heißen: „Unser tägliches Essen, fleischlos und dennoch eiweißreich, mit viel Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau, arm an Kohlenhydraten und Fisch aus zertifizierter nachhaltiger Fischerei, gibt uns heute.“ So gut und richtig natürlich eine gesunde Ernährung ist, so sehr sorge ich mich um die dogmatische Art und Weise des Umgangs damit. Wenn Fleischverzehr zum Glaubensbekenntnis stilisiert wird, hört es für mich auf. Ich meine, Maß und Mitte sollte mit dem „täglich Brot“ verbunden bleiben, sonst bleibt die Mitmenschlichkeit auf der Strecke und ein gemeinsames Essen wird immer schwerer. Wer Gott um „das täglich Brot“ bittet, sagt ja auch: ich empfange das Essen von dem, der alles geschaffen hat. Es steht mir nicht zu, über Mitmenschen zu richten, die sich anders ernähren möchten als ich. Alles kommt aus Gottes Hand, ihm gilt der Dank für alles, was uns zum Leben dient.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp

Liebe Gemeinde,
„meine Kinder sollen es einmal besser haben“ – dieser Satz ist so alt wie bekannt. Vor allem in den sogenannten „Aufbaujahren“, als die Menschen nach den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren endlich Arbeit hatten, von der man leben konnte, dachte man auch an die nächste Generation. Sie sollte es einmal besser haben. Dafür waren die Eltern bereit, so manche Überstunde zu leisten, ein Haus zu bauen und Schulgeld zu bezahlen.
Natürlich hatten die Eltern auch etwas von dem bescheidenen Wohlstand, den sie sich allmählich leisten konnten. Aber die Kinder – und zu dieser Generation gehöre ich auch – hatten noch etwas dazu: wir kannten den Krieg nur noch aus Erzählungen. Wir hatten es in unserer Kindheit wirklich gut, wenn man die Generation davor als Vergleich heranzieht: Frieden, genug zu essen, ein Zuhause, eine geregelte Schulausbildung und damit eine Perspektive auf eine gute Zukunft. Wir sollten es besser haben, und so ist es für den größten Teil meiner Generation der „Babyboomer“ auch eingetreten. Die Dankbarkeit dafür, so behütet und sicher aufgewachsen zu sein, schleicht sich jetzt im Alter immer mehr ein. Nämlich bei dem Gedanken, was eigentlich auf unsere eigenen Kinder und Enkel zukommt. Werden sie es noch besser haben als wir? Das ist wohl zu bezweifeln. Die Jugendlichen erheben ihre Stimme und beklagen sich bitterlich darüber, dass ihre Interessen keine Berücksichtigung finden. Sie sorgen sich um den Klimawandel, für dessen Verhinderung nach ihrer Meinung bisher so gut wie nichts gemacht wurde. Auch die Schulden, die wegen der Corona-Pandemie gemacht werden, müssten sie eines Tages zurückbezahlen. Und nicht zuletzt sei ihre Altersversorgung gefährdet, weil ihr eigener Verdienst die Renten der Älteren absicherten und nicht die ihre, sie müssten ja eh bis 70 arbeiten.
Noch nie wurde unsere Generation in derartiger Weise „angeklagt“, bisher waren immer wir selbst „die Kläger“: gegen Atomkraft, gegen soziale Ungleichheit, gegen Kriegsbeteiligung…Und nun gilt es auf einmal, die eigene Lebensweise zu hinterfragen, sich Vorwürfe gefallen zu lassen, die nicht unberechtigt sind. Das ist neu. Sorgen wir dafür, dass es den Jungen schlechter gehen wird als uns? Das ist ein harter Vorwurf, der nicht einfach überhört werden darf. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, darauf haben die Jungen ein Recht, finde ich.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp

Liebe Gemeinde,
Sie haben die Einladungskarten für Ihr großes Fest bereits vor Monaten verschickt, mit der Bitte um Antwort bis zum Tag X. Die Wochen vergehen und niemand meldet sich, also wird es wohl allen passen.
Dann kommt der Tag X – und das Telefon hört nicht mehr auf zu läuten. Einer nach dem anderen sagt ab. Zum Schluss ist es fast die Hälfte. Der Frust sitzt tief: die Einladungen waren nun doch wirklich rechtzeitig bei allen angekommen, da hatte offenbar noch jeder Zeit. Das kann ja nur bedeuten, dass sich inzwischen Dinge ereignet haben, die ihnen wichtiger sind als meiner Einladung nachzukommen. Habe ich das verdient? Nein, bestimmt nicht. Der Frust weicht einer großen Wut auf alle, die abgesagt haben. Na schön, dann lade ich eben Leute ein, die mit Sicherheit zusagen, ja, die voller Freude bereit sind, alles stehen und liegen zu lassen, um zu mir zu kommen. Nur: wer sollte das sein? Haben Sie spontan eine Idee, wen Sie einladen würden?
Würde ein Fest mit mir völlig fremden Leuten gelingen? Ich bin einmal mit mir unbekannten Personen in Urlaub gefahren. Es war eine Überraschung für ein Geburtstagskind, das kannte natürlich alle. Es hat viel Spaß gemacht damals.
Jesus hat erzählt, dass der Gastgeber nach all den Absagen sein Personal losschickte, um auf den Straßen und an den Zäunen alle einzuladen, denen sie begegneten. Sie sollten stattdessen am Festmahl teilnehmen. Am Festmahl Gottes nämlich. Dafür abzusagen war sehr dumm, meinte Jesus. Wer Wichtigeres im Leben zu haben glaubt als Gott, der muss seiner Wege gehen und sehen wo er bleibt. Wer aber Gott im Leben an die erste Stelle setzt, der wird großzügig belohnt. Dieses Gleichnis über das Reich Gottes erzählt Jesus im Lukasevangelium im 14. Kapitel. Wen würde ich spontan noch einladen? Niemanden. Ich feiere immer mit denen, die zusagen. Sie sind genau die Richtigen!
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp



Liebe Gemeinde,
manchmal stehe ich draußen auf der Straße oder auf dem freien Feld und schaue einfach hinauf in den Himmel. Dieser Himmel, der jeden Tag anders und neu aussieht. Manchmal verhängen dicke schwarze Wolken meinen Blick, an anderen Tagen strahlt mir die Sonne entgegen, und wenn ich am Abend hinauf schaue, dann sehe ich viele Sterne funkeln. Und immer, wenn ich mir dieses Schauspiel ansehe, frage ich mich: Wie mag es wohl dort oben im Himmel aussehen? Also da ganz oben, wo Gott wohnt. Ich stelle mir vor, dass Gott und seine Engel dort gemeinsam in einem Meer aus weißen Wolken wohnen und auf uns Menschen hinab schauen. Ich mag diese Vorstellung von einem göttlichen Himmelreich, realistisch oder nicht. Sie gibt mir die Hoffnung, dass jemand über mich wacht, und dass es noch so viel mehr gibt, als wir sehen und begreifen können.
Und wenn Jesus seinen Jüngern zuruft: „Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ (Lk 10,20), dann muss es diesen Himmel doch irgendwie geben. Wie es dort im Himmel aussieht, erfahren wir leider nicht, aber es gibt ihn! Und genau in diesem Himmel sind die Namen der Jünger Jesu verzeichnet. Ich stelle mir das vor wie ein himmlisches Telefonbuch. Ein Telefonbuch von der Art, wie es sie bis vor einigen Jahren noch in Telefonzellen gab: mit unendlich vielen Namen auf unendlich vielen Seiten. So oder so ähnlich sind alle Menschen im Himmel verzeichnet. Wir alle haben einen Platz bei Gott und er vergisst nicht einen von uns Menschen. Gott hält seine Hand über jeden von uns. Von dort oben im Himmel hat er alles im Blick, darauf dürfen wir vertrauen. Und deshalb „freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“
Herzlichst, Ihre Vikarin Sandra Reimer



Liebe Gemeinde,
der Monatsspruch für November lautet: Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. (Jeremia 31, 9)
Wir gehen nun wieder in den November mit seinen beiden Gedenksonntagen, die Tod und Trauer zum Thema haben. Wer Gräber zu pflegen hat, macht sie nun fertig für den Winter. Tannengrün statt bunter Blumenpracht. Aber immer öfter sehe ich in der Dunkelheit die vielen Grablichter leuchten. Sie geben nicht nur einen schönen Anblick, sie symbolisieren auch Hoffnung.
Ja, das brauchen die Menschen in dieser Zeit, so bin ich mir sicher: Hoffnung auf bessere Tage. Natürlich denken wir dabei sofort an die Corona-Pandemie. Wir hoffen auf den Impfstoff, der uns von dieser Last befreien und wieder normales Leben möglich machen wird.
Grablichter sagen uns aber noch viel mehr. Sie leuchten in der Dunkelheit zum Trost für alle, die traurig sind. Sie leuchten für die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort behält, denn das hat Gott. Am Ende steht das Leben, Ewiges Leben. So wird es sein. Darauf dürfen wir uns verlassen.
Darum die Grablichter. Sie sagen uns noch etwas: Leben geht weiter. Auch wenn wir uns gerade in einem tiefen Loch befinden. So erging es den verbannten Männern und Frauen im fernen Babylon. Gott ließ ihnen durch seinen Propheten Jeremia sagen: „Bleibt hoffnungsfroh! Ihr kommt nach Hause. Ich verspreche es euch.“ Weinend werden sie sich auf den Weg machen, und in diesem Weinen wird alles stecken, was sie bewegt: Abschied vom Alten, Angst vor dem Neuen, Angst um das Leben der Angehörigen. Dieses Weinen ist berechtigt und darf sein. Weint ruhig, heult all eure Ängste aus euch raus unterwegs – das erleichtert. Ihr werdet da nicht stehenbleiben. Denn Gott fängt euch auf, tröstet euch und vor allem: er leitet euch auf dem Weg in ein besseres Leben. Lasst euch an die Hand nehmen.
Wir stehen also bald wieder an unseren Gräbern, weinen – und stellen ein Grablicht auf. Es leuchtet noch lange in der Dunkelheit und gibt allen, die es sehen, Trost und Hoffnung. Ihre Pastorin Kerstin Popp




Liebe Gemeinde,
ein unbekannter Soldat soll im amerikanischen Bürgerkrieg folgendes geschrieben haben:
Ich bat Gott um Stärke – aber Er machte mich schwach, damit ich Bescheidenheit und Demut lernte.
Ich erbat Seine Hilfe, um große Taten zu vollbringen – aber Er machte mich kleinmütig, damit ich gute Taten vollbrächte.
Ich bat um Reichtum, um glücklich zu werden – Er machte mich arm, damit ich weise würde.
Ich bat um alle Dinge, damit ich das Leben genießen könne – Er gab mir das Leben, damit ich alle Dinge genießen könne.
Ich erhielt nichts von dem, was ich erbat – aber alles, was gut für mich war.
Gegen mich selbst wurden meine Gebete erhört.
Ich bin unter allen Menschen ein gesegneter Mensch.

Ja, das sind wahre Worte, über die es sich lohnt, nachzudenken. Manchmal wünscht man sich die falschen Dinge vom Leben und im Nachhinein ist man froh, dass alles ganz anders gekommen ist – besser!
Nicht immer alles vorausplanen wollen und dann enttäuscht sein, wenn die Pläne über den Haufen geworfen werden müssen, sondern einfach in Ruhe abwarten, was Gott für mich für Pläne hat. Das kann sehr spannend sein.
„Der Mensch erdenkt sich seinen Weg, aber Gott lenkt den Schritt“, wie es in der Bibel heißt.
Auf Plattdeutsch lässt es sich noch einfacher sagen: dat löppt sick allens torecht!

Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp

Liebe Gemeinde,
unter meinen Kalenderblättern fand ich diese nette Geschichte: „Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf. „Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung erlangt habe?“ – „Vielleicht zehn Jahre“, entgegnete der Meister. „Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann?“, fragte der Schüler. – „In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern“, erwiderte der Meister.
„Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich. Ich will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen“, beteuerte der junge Mann. – „Dann“, erwiderte der Meister, „kann es bis zu vierzig Jahre dauern.“
Ja, da muss der Zen-Meister den jungen Mann enttäuschen. Inneres Reifen lässt sich nicht durch noch so intensive Anstrengung erreichen.
Diese Geschichte antwortet sehr weise auf das Lebensgefühl, das in unserer Gesellschaft inzwischen weit verbreitet ist. Ich meine die Lust zur ständigen Selbstoptimierung, die für viele auch schon zu einem Zwang geworden ist.
Angefangen hat es mit der Freude am Sport, denn Bewegung ist gesund. Hinzu kam die Einsicht, dass sich durch Sport auch ein gesunder und schlanker Körper erreichen lässt. Dann kamen die Ernährungstipps hinzu.
All diese Dinge habe ich in der Hand, ich kann Sport und Ernährung kontrollieren, ich kann jeden einzelnen Tag meines Lebens darauf ausrichten, immer besser und gesünder zu werden.
Als Belohnung winkt ein langes Leben ohne krank zu werden – also eine Garantie auf ewiges Lebensglück? Hier beginnt für mich die Lüge. Der ständige Druck, etwas „Gesundes“ zu tun, wird mitnichten mit Glück und innerem Frieden belohnt, vielmehr besteht die Gefahr der Überforderung. Man kann womöglich an nichts anderes mehr denken als daran, Schritte und Kalorien zu zählen. Und verliert die Freude am Leben. Kein Wunder, dass der Weg zur Freiheit aus der Sicht des Meisters dabei immer länger wird.
Jesus hat es auch anders verstanden. Für ihn ist das Glück und das Wohlbefinden der Menschen eingebunden in die Gottesbeziehung. Er fragte die Kranken: „willst du gesund werden?“ und sagte dann: „dein Glaube hat dir geholfen“.
Ich verstehe diese Fragen Jesu als Vergewisserung meines Gottvertrauens. Ich lege Frieden und Wohlbefinden in die Hände Gottes. Ich warte und empfange es – und manchmal auch nicht. Ich darf abgeben und loslassen, es Gott überlassen, wie mein Leben verläuft. Der Glaube bewahrt uns davor, des eigenen Glückes Schmied zu sein. Umso mehr macht es in diesem Glauben Freude, sich zu bewegen und lecker zu essen. Denn es geschieht in Freiheit.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre Pastorin Kerstin Popp

Liebe Gemeinde,
nach dem ersten Schock über das Ausmaß der Pandemie mit Kontaktsperre, folgt nun die Phase der allmählichen Lockerung. Die Medien sind, neben den nun schon gewohnten Informationen zum Stand der Forschung, gefüllt mit Sorgen um die Wirtschaft. Doch allmählich liest man auch Nachdenkliches:
War der Mensch zu gierig geworden? Drehte die Erde sich nicht längst schon viel zu schnell auf allen Ebenen? Immer mehr Gewinn, immer weitere Reisen, immer öfter in den Urlaub – die Menschheit wie auf einem Karussel, das nun plötzlich zum Stillstand gezwungen wurde. Hat der Mensch selber schuld daran, dass es soweit kommen musste? Oder ist Gottes mächtige Hand in das irdische Treiben gefahren, weil es ihm zu bunt geworden ist?
All diese Fragen werden sich in Zukunft weiterhin stellen. Es sind Fragen nach dem Menschenbild, wenn wir diesen Virus als Mahnung verstehen, unseren Lebenswandel umzustellen. Wenn wir den Zustand der Erde betrachten, reden wir über Gottes Schöpfung und wie (schlecht) der Mensch mit ihr umgeht. Dass offenbar keine Regierung der Welt mit solch einer Pandemie gerechnet hat und deshalb auch keine Schutzmittel bereitstanden, zeigt: wir haben uns zu sicher gefühlt. Nun wurde uns die Wahrheit vor Augen geführt, wie nahe der Tod uns kommen kann, auch ohne Krieg. Nun wird die Frage debattiert, ob die Würde des Menschen zu schützen etwas anderes bedeutet als sein Leben zu schützen. Bitte erwartet auf all das keine einfachen Antworten, liebe Gemeinde. Seht vielmehr die Chance zum Reden, zum gemeinsamen Nachdenken, niemand hat die einzig richtige Wahrheit. Wahr ist aber für mich, dass Gott nach der Bibel für das Leben steht, das trotz aller Einschränkungen gelebt werden darf. Unser Weg mit ihm an der Seite geht weiter, mit vielen Zeichen zum Nachdenken und vielleicht auch neuen Einsichten, die zur Änderung alter Gewohnheiten führen. „Ändert euer Leben, kehrt zurück zu Gott“ – diese Mahnung vieler Propheten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten der Bibel bis zu Johannes, dem Täufer. Oft wurde dieser Ruf nicht wirklich ernst genommen von den Zuhörern, ihnen ging es gut. Was sollte passieren?
Ich werde weiter darüber nachdenken, was dieses „kehrt um zu Gott“ in dieser Krise für eine Bedeutung haben könnte. Dazu bitte ich Ihn, mir zu helfen, den rechten Weg auch zu erkennen.
Bleiben Sie behütet, Ihre Kerstin Popp


Gedanken zum Predigttext am Sonntag Kantate (10. Mai)

Den vollständigen Predigttext lesen Sie bitte in 2. Chronik 5, 2-14. Dies ist nur eine Auswahl von mir:
Salomo versammelte alle Ältesten Israels…damit sie die Lade des Bundes des Herrn hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion. Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebten Monat ist…Und alle Leviten, die Sänger waren…standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen 120 Priester, die Trompeten bliesen.
Und es war, als wäre es EINER, der trompete und sänge, als hörte man EINE Stimme loben und danken dem Herrn.
Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den Herrn lobte „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig“ –
Da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, so dass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke, denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes.

Heute feiern wir den Sonntag Kantate – im Mittelpunkt steht die Musik und das Singen, das dem Gotteslob dient. Und ausgerechnet an diesem Sonntag ist das Singen in unseren Kirchen nicht erlaubt. Aus Vorsicht. Weil beim Singen besonders viele Aerosole aus dem Mund entweichen und das Virus verteilen könnten.
Das ist natürlich vernünftig, aber: ein Gottesdienst ohne Gesang ist wie Reiten ohne Pferd oder Schwimmen ohne Wasser – das geht gar nicht! Aber was sollen wir machen? Mir fällt dazu nur ein, dass es wieder bessere Zeiten geben wird, und darauf hoffe ich.
Zugegeben: viele Menschen singen eigentlich nicht gern, weil sie meinen, ihre Stimme sei nicht dafür geeignet. Sie sind froh, wenn es andere für sie tun. Bei Beerdigungen zum Beispiel, gerade wenn sie an anderen Orten als in der Kirche stattfinden, wird immer öfter etwas von der CD abgespielt. Die Trauergemeinde hört zu. Lieder, die der verstorbenen Person etwas bedeutet haben oder den Angehörigen gefallen.
So einen Song dann zu hören, ist oft für alle bewegend, selbst wenn sie selbst keine Verbindung dazu haben. Aber dann sollte auch wieder der Gemeindegesang dran sein. Selber zu singen, löst dann den Druck wieder, den die Trauer beim Zuhören auf das Herz gelegt hat. Man kann buchstäblich wieder aufatmen, ausatmen. Der Text des Liedes, der Trost spendet, weil es um das Gotteslob geht, hellt die Stimmung wieder etwas auf.
Das ist wichtig bei einer Trauerfeier, denn wir suchen in ihr ja gerade Trost und wollen Kraft schöpfen, um hinterher ins Leben zurückkehren zu können.
Singen ist ein Grundbedürfnis des Menschen, behaupte ich, es trägt zum Wohlbefinden bei, egal ob man nun gut singt oder brummt. Das ist doch egal. Insofern hadere ich mit diesem Verbot zu singen sehr.
In unserem Predigttext geht es am Sonntag Kantate selbstverständlich auch um Musik.
Wir lesen/hören, dass rund um das feierliche Ereignis, die Bundeslade mit den beiden Tafeln der Zehn Gebote in das Allerheiligste des Tempels zu bringen, eine geradezu bombastische Musik erschallte.
Hunderte verschiedener Instrumente erklangen gleichzeitig so harmonisch aufeinander abgestimmt, als wäre es EINER, der trompetete und sänge.

Mich erinnert das an die vielen wunderbaren Musikstücke und Gesänge im Internet. Was für eine Arbeit und Kunst der Technik, aus vielen Instrumenten, mit denen die Musikerinnen und Musiker zuhause dasselbe Stück spielten, EIN Stück zu machen, aus vielen Gesängen zuhause EINEN Chor entstehen zu lassen! Das anzusehen und natürlich vor allem auch anzuhören, hat mir Tränen der Bewegung in die Augen getrieben. Toll!
Alle Sänger_innen und alle Musiker_innen werden mir jedoch zustimmen, dass das nicht zu vergleichen ist mit einem gemeinsamen Auftritt life und in echt.
So harmonisch eins miteinander zu werden, dass es wie EINE Stimme klingt, ist erhebend und macht ganz einfach glücklich.
Glücklich und euphorisch waren sicher auch all die Menschen, die König Salomo eingeladen hatte, die Bundeslade zum Heiligtum zu begleiten. Sie sollte dort ihren endgültigen Platz erhalten.
Gottes Gebote, Gottes Stimme, ja Gott selbst, wurde in dieser Lade nach Zion gebracht. Und während sich alle Stimmen und alle Instrumente in einen Ton vereinten, der lobte „Gott ist gütig und seine Barmherzigkeit währt ewig“ – da geschah es: da erfüllte die Herrlichkeit des Herrn in einer Wolke das Heiligtum.
Alle, die dabei waren, werden es vielleicht so ähnlich empfunden haben wie die Jünger_innen, als Jesus ihnen als Auferstandener erschien:
Das absolute Glücksgefühl, das die Herzen erfüllte und die Seele, als Gott sichtbar und fühlbar DA war.
Das gemeinsame Musizieren zum Gotteslob und natürlich auch das gemeinsame Singen des Gotteslobes bringt Menschen in Bewegung und erfüllt sie mit guten Gefühlen. Nicht nur Glück, das ist vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck, es ist ja noch vieles andere dabei: ein innerer Friede, ein momentanes Erfülltsein oder sogar Euphorie, dass man sich einen Moment wie abgehoben fühlt im Einssein mit den anderen Stimmen oder Klängen.
Dafür machen wir Menschen immer wieder Musik. Sie ist ein guter Weg, sich mit Gott zu verbinden, ihn intensiv zu spüren und dadurch Glaubensgewissheit zu fühlen.
Natürlich ebbt dieses Gefühl wieder ab, man „ernüchtert“, Zweifel und Sorgen des Lebens kehren zurück. Trotzdem kann das Gotteslob dann wirken wie eine gute Medizin, die hilft, das Nervige und Unschöne, das auf einen wartet, anzugehen. Wie ich schon sagte: Gottesdienst ohne Gesang geht eigentlich nicht. Auf jeden Fall aber muss es Musik geben. Und die wird es nächsten Sonntag geben, verlasst euch drauf. Eure Pastorin Kerstin Popp


Gedanken zum Predigttext am Sonntag „Jubilate“ am 3. Mai

„Christus spricht: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
Bleibt in mir und ich in euch.
Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“
Johannesevangelium 15, 1 – 8

Allmählich wird es besser. Was jetzt lange geschlossen gewesen ist, darf wieder öffnen. Aufatmen. Liegt das Schlimmste nun hinter uns? Keiner kann das sagen. Also bleibt, trotz aller Freude über die Lockerungen, ein mulmiges Gefühl.
Der Virus ist ja immer noch da und wird auch noch lange Zeit bleiben.
Einerseits. Andererseits ist der Mensch auch immer voller Hoffnung auf Besserung. Wir können das durchstehen, schließlich lässt es sich auch in Haus und Garten gut leben. Niemand muss hungern. Man kann sich beschäftigen.
Einerseits. Andererseits läuft den Geschäftsleuten die Zeit weg. Irgendwann muss auch mal wieder Geld verdient werden, sonst kann diese Krise schlimm enden.
Einerseits das Gute, andererseits das Negative, so erleben wir diese Wochen der Krise, ein Ende noch nicht absehbar.
Und das mitten in der wunderschönen Natur, im Frühling, auch wenn es zu trocken ist, wir genießen dieses Grünen und Sprossen um uns her, die Düfte, die Geräuschkulisse der Vögel.
Gerade jetzt ist es schön, auf dem Land zu leben. Und auch wenn es bei uns im Norden zu kalt ist für den Weinanbau, einen Rebstock haben wir trotzdem vor Augen. Das Bild vom Weinstock und seinen Reben muss nicht weiter erklärt werden, das haben Jesu Jünger ebenso verstanden wie wir heute:
Jesus sieht sich mit uns eng verbunden, ja sogar untrennbar verbunden. Denn eine Rebe, die vom Stock getrennt wird, ist zum Sterben verurteilt. Sie vertrocknet in der Sonne.
Eine Rebe sollte ein Interesse daran haben, diese Trennung zu verhindern, wenn sie leben will. An einem Weinstock zu leben ist für eine Rebe nicht das Schlechteste, sie erhält eine 24/7 Rundumversorgung mit Wasser und Nährstoffen, sie muss dafür nichts selber dazu beitragen.
Dieses sorglose, volle Leben einer Rebe am Weinstock ist auch all jenen verheißen, die in Jesus bleiben. Die ihr Leben mit ihm so eng verbinden, dass einer nicht ohne den anderen kann.
Gott dankt es uns mit der Erfüllung unserer Gebete. Sollte sich jemand dennoch von Jesus trennen, so wird das kein gutes Ende nehmen. Die Drohung ist unmissverständlich.
Aber warum sollte jemand auf die Idee kommen, sich von Jesus zu trennen? Ich vermute, es bestand unter den Jüngerinnen und Jüngern doch immer wieder ein Zweifel, ob es klug ist, ihm zu folgen.

Einerseits: das Bild von dem Weinstock und seinen Reben gefällt mir. Ja, ich möchte so eng mit Jesus verbunden sein, möchte von Gott umsorgt werden, ich möchte mich geborgen fühlen in dieser Fürsorge. Mein Vertrauen in diese Nähe und Fürsorge wird nicht enttäuscht, ich darf mich fallen lassen wie in eine Hängematte. Von warmer Sonne umflutet darf ich mich baden in Liebe.
Andererseits: warum dann diese Drohung, nicht abzufallen, mich keinen Zentimeter zu entfernen? Dieses Bild einer abgefallenen, vertrockneten Rebe, um die sich niemand mehr kümmert, stört mich.
Aber ich muss zugeben, dass es eher der Wahrheit entspricht, dass es im Leben immer zwei Seiten gibt: das Bleiben provoziert den Gedanken ans Gehen, das Gefühl der engen Geborgenheit schlägt um in einen Freiheitsdrang und dem Wunsch nach Eigenständigkeit und Abstand.
Und so gibt es auch nicht den ungetrübten Glauben, das ständige Drin-Sein in Jesus, es gibt vielmehr ein Hin und Her von Nähe und Distanz. Mal fühle ich mich in Gott geborgen und mal erscheint er mir wie ein großes Fragezeichen.

Wenn sich jemand in einer Beziehung am wohlsten fühlt, wenn er mit dem anderen ganz verschmilzt, so dass nichts und niemand zwischen sie treten darf, fühlt sich der andere irgendwann eingeengt, ihm kommt der Partner zu dicht. Oft ist dann auch noch Eifersucht im Spiel, die die Liebe nach und nach vergiftet.
Merkt das Paar zu spät, dass die Enge dabei ist, die Liebe zu zerstören, folgt eines Tages der Befreiungsschlag, der Partner trennt sich, ja ergreift geradezu die Flucht.
Will Jesus solch eine Beziehung? Das kann es doch nicht bedeuten. Ich höre vielmehr eine Verheißung daraus: ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben – ihr seid nicht auf euch allein gestellt in der Welt, ihr lebt immer in Beziehung. Menschen sind da, die euch lieben und es gut mit euch meinen, aber es sind immer auch andere da, die euch schlecht behandeln, euch schaden wollten, die sich von euch trennen und euch Leid zufügen.
Was trägt dann? Wer ist im schlimmsten Fall immer für euch da? Wer enttäuscht euch niemals, wenn Menschen es getan haben? Auf wen ist immer Verlass? Auf euren Gott, auf Jesus Christus. An ihm zu bleiben zahlt sich aus!


Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Miserikordias Domini
(26. April)

Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt. Er hat keine Schuld auf sich geladen und aus seinem Mund kam nie ein unwahres Wort.
Wenn er beschimpft wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er litt, drohte er nicht mit Vergeltung. Sondern er übergab seine Sache dem gerechten Richter. Er selbst hat unsere Sünde mit seinem eigenen Leib hinaufgetragen an das Holz. Dadurch sind wir für die Sünde tot und können für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden sind wir geheilt.
Ihr wart wie Schafe, die sich verirrt hatten. Aber jetzt seid ihr zu eurem Hirten und Beschützer zurückgekehrt.Petrusbrief 2, 21b – 25
Man muss schon recht weit zurückschauen, um sich die besondere Rolle der Kinder in Erinnerung zu rufen, die mit heute nicht mehr zu vergleichen ist.
In früheren Generationen waren Kinder meistens wenig geachtet. Es gab sicherlich Ausnahmen. Aber generell war es doch so, dass Kinder nicht nach ihrer Meinung gefragt wurden, sie hatten zu gehorchen. Sie hatten bei Tisch den Mund zu halten und durften nur reden, wenn sie gefragt wurden.
Sie wurden, manchmal schon bei kleinsten Verfehlungen, geschlagen. Sie wurden nicht selten öffentlich gedemütigt, in der Schule zum Beispiel.
Niemand machte sich Gedanken darüber, wie sich ein Kind fühlt, ob es durch die Erziehung Schaden nehmen könnte.
Man sah Kinder mit einer bestimmten Einstellung an, die die ganze Gesellschaft teilte. So war das eben. So behandelte man Kinder. Weil….ja warum eigentlich? Weil jede Gesellschaft zu ihrer jeweiligen Zeit ein Bild vom Menschen hatte und daraufhin die Regeln aufstellte:
Ein Bauer hatte andere Rechte als ein Adliger, ein Knecht hatte die wenigsten Rechte. Kinder kamen noch dahinter.
Völlig verdrängt haben wir, dass es dahinter noch eine Gruppe gab: die Sklaven. Sie hatten gar keine Rechte. Wer ihnen Gewalt antat oder sie tötete, hatte nichts zu befürchten. Sie waren nicht mehr wert als Gegenstände, sie hatten beim Kauf sogar einen Preis.
Wir müssen uns vorstellen, dass diese Worte des Petrusbriefes einmal an getaufte Sklaven gerichtet waren. Es war nicht nur eine Empfehlung, wie sie sich verhalten sollten im Haus ihres Herrn, sondern auch eine wunderbare Ermutigung, ein großer Trost, denn die Botschaft hieß:
Du bist etwas wert. Du bist kein Gegenstand, du bist ein Mensch. Ein von Gott geliebter und geachteter Mensch. Nicht mehr und nicht weniger wichtig in Gottes Augen wie die Familie deines Herrn.
Du bist etwas wert! Das kannst du dir immer sagen, egal wie dein Herr dich behandelt. Und wenn er dich demütigt, dann denk immer daran, wie Jesus sich verhalten hat: er hat sich gegen seine Demütigung nicht gewehrt, er ist ruhig geblieben. Er hat es vielmehr Gott überlassen, Rache zu üben.
Und so solltet es auch ihr machen, liebe Sklaven. Nehmt euch an Jesus ein Beispiel und begehrt nicht auf. Bleibt in eurem Dienst und versucht ihn liebevoll zu tun. Dann erregt ihr auch keinen Unwillen, sondern im Gegenteil, werdet ihr vielleicht sogar gut behandelt.

Wichtig an diesen Worten des Petrusbriefes ist die Botschaft: durch deine Gotteskindschaft, die du durch die Taufe erhalten hast, bist du etwas wert! Du hast eine innere Würde und Wichtigkeit, die kann dir keiner nehmen, egal wie schlecht dich jemand behandeln mag.
Man hat ja Nelson Mandela nachgesagt, dass er mit solch einer inneren Würde die vielen Jahre als Gefangener überlebt hat. Mit einer Würde, die sogar seine Aufpasser dazu veranlasst hat, ihn zu respektieren oder vielleicht sogar auch,
ihn zu bewundern.
An dieses Verhalten muss ich denken. Nimm dir Jesus zum Vorbild. Er hat seine Situation akzeptiert, hat nicht aufbegehrt, weil er wusste, dass Gott für Gerechtigkeit sorgen wird. Das musste er nicht tun.
Nelson Mandela hat ja nach seiner Entlassung keine Rache geübt, er hat sich im Gegenteil für Versöhnung eingesetzt. Das hat ihm weltweite Bewunderung und Anerkennung gebracht. Aber gewollt hat er das bestimmt nicht. Sein Glaube, sein Menschenbild hat ihn so handeln lassen.

Du bist etwas wert, egal wie du lebst, egal wie Menschen dich behandeln. Bleib ruhig und sei dir deiner Würde bewusst, die die Taufe dir verliehen hat.
Dir kann keiner! Was du geschenkt bekommen hast von Gott, das kann dir keiner nehmen. Deshalb hast du die Freiheit, in Liebe zu leben und den Menschen mit Liebe zu begegnen. Lass sie doch machen, und wenn sie dich anpöbeln, bleibst du freundlich. Dann läuft ihre Pöbelei ins Leere.

Es ist nicht immer angebracht, sich nicht zu wehren, das soll damit nicht gesagt sein. Es geht vielmehr um das Menschenbild, das hier in den Vordergrund gestellt wird: du bist etwas wert, weil Gott dich sieht, weil er dich liebt und achtet. Vergiss das nicht in allem, was dir durch andere Menschen widerfährt.


Gedanken zum Predigttext für den 1. Sonntag nach Ostern (19. April)

Jesaja 40, 26 – 31
„Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?
Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen. Seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: `Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber`?
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen, aber:
Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

Ganz klar, hier wird heftig argumentiert. Offenbar bestehen Zweifel an der Kraft Gottes. Jeder Gläubige, so möchte ich einmal behaupten, kennt den Zweifel.
Gerade dann, wenn das Leben schwierig geworden ist und die Hilfe Gottes gerne angenommen worden wäre, bleibt sie aus. Ist da nichts als Schweigen.
Wer dann überhaupt noch ein Gebet über die Lippen bekommt, fragt: Herr, wo bist du? Warum lässt du mich im Stich? Warum unternimmst du nichts gegen meine Leiden, meine Ängste?
Martin Luther hat ihn den „versteckten“ Gott genannt, der genauso existiert wie der „offenbarte“ Gott. Damit meinte er die Geschichten über Jesus Christus, vor allem jedoch sein Weg zum Kreuz und die Auferstehung. Darin hatte sich Gott den Menschen ein für alle Mal offenbart als Erlöser, Menschenfreund, Vater und Mutter, als Liebender. Aber so einfach ist das nicht. Es gibt eben auch den anderen, den Verborgenen, den Fremden, den, der schweigt.
Er aber sollte nicht das letzte Wort behalten. Weder der Tod hat das letzte Wort noch der Gott, der sich in der Not abwendet. Denn was Gott in Wahrheit ist und was er will, das steht alles schwarz auf weiß in der Bibel.

Auch schon im Alten Testament, eben dort beim Profeten Jesaja. Das Volk hatte seinen Glauben an Gott Jahwe verloren. Er hatte zugelassen, dass sie nach Babylon deportiert worden waren, und dort herrschte nicht Jahwe, sondern der Sternenhimmel. Die Babylonier schauten in den Himmel, um sich aus der Konstellation der Sterne die Wünsche der Götter herauszulesen. Sie verehrten die Sterne und beteten sie an. Das Schicksal Babylons stand sozusagen in den Sternen.
Sollten die Babylonier damit Recht haben? Fragten sich die Israeliten. Wer war denn ihr eigener Gott noch, den sie in Jerusalem zurücklassen mussten?
Hatte er seine Macht verloren? Diese schweren Zweifel taten ihre Wirkung.
Die Menschen haderten mit ihrem Schicksal, wollten sich darin ergeben und nicht mehr länger auf ihren Gott hoffen.
In diese Verzweiflung hinein spricht Jesaja: Schaut in den Himmel, ja – aber nur um euch darüber klar zu werden, wer mächtiger ist als die Sterne, nämlich der Schöpfer des Himmels und der Erde. Gott hat das alles erschaffen, er ist der Herr, er regiert mit seinem mächtigen Arm. Wer dagegen ist der König von Babylon?
Also: haltet euch an euren Gott. Er gibt den Müden Kraft und Stärke dem Unvermögenden. Die auf den Herrn vertrauen, kriegen neue Kraft, und zwar so viel auf einmal, dass sie fliegen können und laufen ohne müde zu werden.

Diese Kraft haben wir im Moment nötig. Wir brauchen Kraft, um diese Wochen und Monate im Ausnahmezustand durchzuhalten. Wie lange die Einschränkungen noch dauern werden, weiß noch keiner. Mit einem Impfstoff ist in diesem Jahr nicht zu rechnen.
Und dann immer wieder die Ermahnung zur Eigenverantwortung: Auf mich kommt es an, auf meine Einsicht und Vorsicht. Mein Verhalten entscheidet darüber, ob das Virus gestoppt oder weiter getragen wird.
Es ist in diesen Wochen von enormer Wichtigkeit, nicht leichtfertig etwas zu tun, es könnte tatsächlich jemanden infizieren.
Viele bleiben zuhause und müssen sich darüber nur wenig Sorgen machen, aber je mehr Auflagen nun gelockert werden, desto mehr hängt es jetzt vom Verhalten derjenigen ab, die arbeiten und zur Schule gehen.
Die Angst wird uns noch lange begleiten und unser Verhalten bestimmen. Man könnte darüber müde werden und denken: was hat sich Gott dabei gedacht?
Hat das Ganze einen Sinn? Wie soll das bloß alles weitergehen?

Manchem geht darüber die Kraft aus, die Anspannung hat sie ausgesogen. Oder auch die Verzweiflung darüber, dass die Firma nicht zu halten sein wird.
Gott, wo bist du? Warum musste alles so schlimm kommen, dass ich demnächst auf der Straße stehe?
Einfache Antworten verbieten sich. Denn Gott verschwindet manchmal im Dunkeln. Aber er kommt auch wieder hervor! Er bringt neues Licht und neue Hoffnung, er hat die Macht dazu. Der Schöpfer der Welt hat die Macht dazu, den Müden neue Kraft zu geben, Hoffnung, und Stärke.
Aus dieser Krise wird nicht nur Leid entstehen, sondern auch Neues geboren werden. Das Volk kehrte damals zurück nach Israel, Gott hatte seine Treue bewiesen. Das sollte auch uns ermutigen. Ihre Kerstin Popp

Ostern 2020

Liebe Gemeinde,

für mich macht es etwas aus, wenn im Vorspann eines Spielfilmes steht: „diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit“ – dann bekommt der Film eine höhere Bedeutung für mich.
Der Film „Ziemlich beste Freunde“ ist so ein Beispiel.
Ein arbeitsloser Farbiger aus einem Problemviertel in Paris kommt in die Dienste einen Superreichen, der durch einen Gleitschirmunfall vom Kopf an gelähmt ist.
Diese beiden völlig verschiedenen Männer befreunden sich.
So eine Geschichte erscheint wie ausgedacht, wie ein Märchen à la „Pretty Woman“ (reicher Mann verliebt sich in eine Prostituierte und heiratet sie).
Doch diese beiden Männer gibt es wirklich. Am Schluss des Films werden sie – wie zum Beweis der Wahrheit – im Abspann vorgestellt.

Wäre diese Geschichte „nur“ ein Märchen - wie „Pretty Woman“ eines ist - würde ich sie eher als unrealistisch abtun. Ich würde nicht glauben, dass es solche Art Freundschaft geben könnte, dazu ist die Welt nicht gemacht.
Da bleibt der Arbeitslose in seinem Armenviertel und der Superreiche in seiner Villa. So läuft es doch.
Meistens ja, aber eben nicht immer. Es gibt immer wieder Wunder, die die gewohnten Mechanismen durchbrechen.

So ein Wunder wird uns auch im Lukasevangelium Kapitel 24, 36-45 berichtet.
Die Jüngerinnen und Jünger Jesu sowie alle anderen, die zu ihnen gehörten, befanden sich an einem Ort in Jerusalem, unschlüssig, was nun nach dem Tod ihres Herrn zu tun wäre.
Gerade waren die beiden Jünger aus dem Dorf Emmaus zu ihnen zurückgekehrt mit der freudigen Botschaft, dass ihnen Jesus nicht nur begegnet wäre, er habe sogar mit ihnen das Brot gebrochen.
Noch bevor allen die ganze Bedeutung dieser Begegnung klar wurde, geschah folgendes:

„Während sie noch redeten, stand Jesus plötzlich mitten unter ihnen. Er sagte: „Friede sei mit euch!“
Da erschraken alle und fürchteten sich. Denn sie meinten, ein Gespenst zu sehen. Und er sagte zu ihnen: „Warum seid ihr so erschrocken? Und warum zweifelt ihr in euren Herzen? Ich bin es wirklich: Seht meine Hände und Füße an. Fasst mich an und überzeugt euch selbst – ein Gespenst hat weder Fleisch noch Knochen, wie ihr sie bei mir sehen könnt.“
Während er so redete, zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Vor lauter Freude konnten sie es immer noch nicht fassen und waren außer sich vor Staunen.
Da fragte er: „Habt ihr etwas zu essen hier?“ Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch. Er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Jesus sagte zu ihnen: „Als ich noch bei euch war, habe ich zu euch gesagt: Es muss alles in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich steht.“
Dann half er ihnen, die Heiligen Schriften richtig zu verstehen.“

In den Schriften steht, dass der Christus leiden muss und am 3. Tag auferstehen wird. Dies sollen die Anwesenden in Jesu Auftrag nun aller Welt verkünden mit der Aufforderung: ändert euer Leben!

Soweit das Zitat bei Lukas und in Ergänzung der Zusammenhang, in dem der Predigttext steht.
Jesu Erscheinen bei seinen Jüngerinnen und Jüngern und weiterer Gefolgschaft war für alle ein Schock. Sie meinten, ein Gespenst zu sehen, denn Jesus war doch tot. Aber ihr Herr benimmt sich wie ein echter Mensch. Um zu beweisen, dass er wirklich körperlich auferstanden ist und eben kein Geist sei, lässt er sich Fisch geben, den er vor aller Augen genüsslich verspeist.

Ich stelle mir vor, ich wäre eine der Jüngerinnen dort gewesen, Zeugin dieser Szene: Ich würde im ersten Moment glauben, ich bin im falschen Film.
Das kann alles nicht wahr sein. Ein Märchen. Sowas kommt einfach nicht vor, dass jemand, den ich vor drei Tagen noch tot am Kreuz habe hängen sehen, plötzlich wieder lebendig vor mir steht, spricht und dann sogar einen Fisch ißt.
Aber was ich für eine Märchenstunde halte, beruht auf einer wahren Begebenheit.
Es ist nicht der Normalfall, das ist wahr. Es ist eher ein großes Wunder. Aber eben nicht unmöglich in dieser Welt.

Dass Jesus auferstanden ist und lebt, ist eine wundervolle Botschaft. Nicht nur das Ereignis an sich, sondern die Konsequenzen daraus.
Wäre Jesus gestorben und nie wieder aufgetaucht, würdet ihr diese Predigt gar nicht lesen, liebe Gemeinde. Es gäbe ja nichts zu berichten und weiterzusagen.
Aber es ist anders gekommen.

Die Berichte von Jesu Erscheinen an vielen Orten und vor vielen Menschen beruhen auf einer wahren Begebenheit: er hat plötzlich in der Mitte gestanden, man konnte ihn anfassen, man konnte seine Wundmale sehen, und dann hat er sogar etwas gegessen. Mehr Beweis für sein Menschsein bedurfte es nicht.
Es war eben kein Gespenst. Gespenster sind ja nicht wirklich da, die bilden wir uns ein. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass es Jesus selber war, der dort stand. Aber wahr ist auch: er konnte nicht bleiben.
Also folgte auf das Staunen die Freude, aber dann hieß es auch schon Abschied nehmen von Jesus.
Liebe Gemeinde, wir verbringen nun schon seit Wochen eine Zeit, in der ich mich morgens manchmal kneifen muss um zu begreifen: du hast das nicht geträumt! Die Sonne scheint, die Vögel sind schon da, die Natur beginnt wieder zu leben, alles scheint wie immer zu sein zu Ostern. Aber es ist kein Märchen, diese Corona-Krise ist bittere Realität.
Sie bedeutet, Angst zu haben vor einer unsichtbaren Gefahr, wie sie in diesem Ausmaß für uns hier im Norden noch nie dagewesen ist.

Es sind ja nicht nur die Kranken selbst oder die mit dem Virus Infizierten, die leiden. Es leiden ja auch diejenigen, die zum Schutz vor Ansteckung die persönlichen Kontakte möglichst vermeiden sollen. Also wir alle.
Auch die zur Arbeit gehen und dort jedenfalls ein bisschen Gesellschaft und Abwechslung haben, tun es sicher immer mit einem mulmigen Gefühl.
Bitte Abstand halten, egal wo du bist!
Und doch ist das alles hinzunehmen und auszuhalten, wenn trotzdem mein Einkommen sicher ist. Ich denke sehr an alle, die neben der Angst vor dem Virus noch mehr Angst davor haben, dass sie in der Krise ihre Existenz verlieren.
Mit all diesen Ängsten feiern wir dieses Osterfest.
Die einen haben das Glück, ein paar Familienmitglieder im Haus zu haben, aber viele sind auch allein. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben an Ostern.

Was mich in diesen Tagen hoch hält, ist die Hoffnung, dass wir gut aus dieser Krise herauskommen werden. Wenn ich sehe, was auf vielen Ebenen alles getan wird dafür – nicht zuletzt die intensive Forschung nach einem Medikament und nach einem Impfstoff – bin ich zuversichtlich, dass unser Durchhaltevermögen zum Erfolg führt.
Es ist bewegend zu sehen, wie sehr sich alle Fachkräfte darum bemühen, und auch die Politikerinnen und Politiker ihr Bestes geben.
Natürlich gibt es in solch einer Krise Versagen, wir sind ja alle nur Menschen. Und es gibt traurige Beispiele für Unvernunft und Dummheit. Aber im Großen und Ganzen machen die Menschen einen guten Job, finde ich.

Ich sehe in all diesem Bemühen Jesus Christus durchscheinen. Er ist ja eben nicht im Himmel und schaut herab, nein: er packt mit an! Er ist dabei in den Krankenhäusern, er gibt die Kraft zum Durchhalten, er gibt den Mut, um das Leben der Kranken zu kämpfen.
Und er ist bei denen, die es nicht schaffen. Es heißt immer, sie sind ganz allein gestorben, weil ja niemand ihre Hand halten durfte. Aber das glaube ich nicht. Jesus war da – ist da. Gott lässt keinen Sterbenden allein, denn niemand kann uns nirgends trennen von Gott (hat Paulus gesagt)
Ich stelle mir vor, dass man sich geborgen fühlt und Licht sieht, wenn es zuende geht, auch wenn es ohne Angehörige in einem Krankenzimmer geschieht.
Jesus Christus begegnet auch uns, wir müssen ihn nur erkennen. In einem Telefongespräch, das anregend war, vielleicht oder durch die vielen Hilfsangebote zum Einkaufen, durch all die schönen Ideen, die die Menschen haben, um anderen zu helfen oder mal zum Lachen zu bringen.

Ihr seht es ja selbst, wie Jesus war, liebe Gemeinde, als er da so plötzlich als Auferstandener in Jerusalem auftauchte: „Gebt mir mal was zu essen, ich sterbe vor Hunger!“ Ich glaube, solchen Humor hatte er.

Letztendlich aber heißt Ostern auch, das Leben feiern, den Sieg des Lebens über den Tod.
Denn bei dem, was über Jesus erzählt wird, handelt es sich um eine wahre Begebenheit. Halleluja!


Gedanken zum Predigttext Markusevangelium 14, 3-9 am Sonntag Palmarum
(5. April 2020)

Jesus war in Betanien. Er war zu Gast bei Simon, dem Aussätzigen.
Als er sich zum Essen niedergelassen hatte, kam eine Frau herein.
Sie hatte ein Fläschchen mit Salböl dabei. Es war reines, kostbares Nardenöl. Sie brach das Fläschchen auf und träufelte Jesus das Salböl auf den Kopf.
Einige ärgerten sich darüber und sagten zueinander: „Wozu verschwendet sie das Salböl? Das Salböl war mehr als dreihundert Silberstücke wert. Man hätte es verkaufen können und das Geld den Armen geben.“
Sie überschütteten die Frau mit Vorwürfen.
Aber Jesus sagte: „Lasst sie doch! Warum macht ihr der Frau das Leben schwer? Es wird immer Arme bei euch geben, und ihr könnt ihnen helfen, sooft ihr wollt. Aber mich habt ihr nicht für immer bei euch.
Die Frau hat getan, was sie konnte: sie hat meinen Körper im Voraus für mein Begräbnis gesalbt.
Amen, das sage ich euch: Überall in der Welt, wo die gute Nachricht weiter gesagt wird, wird auch erzählt werden, was sie getan hat.
So wird man sich immer an sie erinnern.“

Simons Gäste werden Zeugen einer immensen Verschwendung. Blitzschnell bildet sich der Gedanke in ihren Köpfen: hier läuft gerade das gesamte Jahresgehalt eines Mannes über Jesu Kopf.
Wir könnten auch sagen: in den Augen der Gäste stand das Dollarzeichen.
Ihr Blick auf das Wesentliche war in dem Augenblick verschleiert, als die Flasche zerbrach und die Frau das köstliche Öl über Jesus ergoss.
Was hätte man mit dem Erlös für das Öl nicht alles kaufen können, um es den Armen zu geben!
Genauso hätten sie denken können: wenn Jesus bei seinen Heilungen öfter einmal eine Nachtschicht eingelegt hätte, wie viele Kranke mehr hätte er gesund machen können! Stattdessen lässt er sich zum Ausruhen auf den See hinaus rudern oder geht tagelang in die Wüste! Was für eine Verschwendung seiner ärztlichen Fähigkeiten. Dann hätten nicht nur die Armen etwas von dem Salböl gehabt, sondern auch die Kranken von seiner Heilkunst.
Stimmt es nicht? Doch. Vor der Corona-Krise haben die meisten Menschen hier bei uns wahrscheinlich dasselbe gedacht wie die Gäste bei Simon.
Man muss schließlich immer wirtschaftlich denken. So funktionierte zuerst die Industrie ganz hervorragend. Warum dann nicht auch im Sozialbereich, im Medizinbereich nach dem Motto agieren: der Betrieb muss Gewinn abwerfen?
Gesagt, getan. Aber mitten in der Corona-Krise sind dann doch andere Werte wichtiger als Geld. Füreinander da sein, sich gegenseitig helfen, selbstlos handeln, und das alles aus der Hoffnung heraus, dass diese Zeit auch enden wird.
Die Frau kam mit dem Salböl zu Jesus aus dem einen Grund: ihr war es das wert. Sie wollte ihm Gutes tun, mit dem Ausblick auf sein baldiges Ende.
„Du salbst mich im Voraus. Du weißt, was kommt. Ich nehme mein Schicksal an. Du darfst dieses Öl an mich verschwenden, denn es erfüllt den Sinn, den du, liebe Frau, ihm hier gibst, dass du mir die Ehre erweisen willst als Gottes Sohn.“

Jesu Schicksal, sein Leidensweg, hat einen noch wesentlich tieferen Sinn als nur für ein gutes Miteinander im Krisenfall einzustehen. Es geht um Leben und Tod. Um Leben nach dem Tod genauer gesagt.
Wir möchten den Tod vermeiden, Leben retten und Leben bewahren. Für nichts anderes sind alle Vorsichtsmaßnahmen gedacht.

Der Blick auf die Szenerie im Hause des Simon erweitert unser Leben über das endliche Dasein hinaus. Zwischen Jesus und der Frau geht es längst nicht mehr ums Geld, sondern um das große Geschenk, das er uns zu Ostern macht, mehr wert als alles Salböl dieser Welt zusammengenommen.

Und weil wir – Corona hin oder her – dieses Geschenk haben, leben zu dürfen als Kinder Gottes, verschwenden wir auch etwas: Liebe



Bitte bleiben Sie gesund und Gott befohlen!

Ihre Pastorin Kerstin Popp

Ein paar Gedanken zum Predigttext am Sonntag Judika (29. März)

„Jesus hat – damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut – gelitten draußen vor dem Tor.
So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Hebräer 13, 12 – 14

Liebe Gemeinde,
„so lasst uns nun hinausgehen“ – das ist gerade nicht so einfach für uns. Wir sollen möglichst drinbleiben. Das tun die allermeisten auch sehr gewissenhaft. Nicht nur zum eigenen Schutz, sondern selbstverständlich auch zum Schutz der Mitmenschen.
Und doch ist es so, dass allein die Möglichkeit, bei diesem schönen Wetter einen Spaziergang machen zu dürfen, die Stimmung enorm hebt. Allein die Aussicht, jederzeit hinausgehen zu können, wenn ich es möchte, stärkt die Moral, diese besondere Situation der Kontaktsperre auszuhalten.

Diese wenigen Verse aus dem Hebräerbrief handeln von der Bewegung.
Opfer wurden im geschlossenen Raum, am Altar des Tempels gebracht. Tieropfer wurden verbrannt, um Gott gnädig zu stimmen, damit er von Strafen gegen die sündigen Menschen absehen möge.
Die Reste der Brandopfer wanderten dann hinaus aus dem Heiligtum vor das Tor, an den Ort also, wo das pralle Leben herrschte. Menschen waren dort unterwegs wie bei uns im Einkaufszentrum oder in der Fußgängerzone.

Dort – und nicht in der Abgeschiedenheit des Tempels – brachte Jesus sich zum Opfer. Das hat Gott nicht zufällig so gewählt, sondern absichtlich. Die Botschaft für uns:
Jesus findet ihr nur mitten im Leben! Auf dem Wochenmarkt ebenso wie in einem Konzert, bei der Arbeit oder in den Klassenzimmern. Er findet sich an jedem Ort, wo Menschen seiner Nähe bedürfen. Also auch in den eigenen vier Wänden gerade, beim Spaziergang durch leere Straßen oder durch den Wald.

Wir sollen uns in Bewegung setzen, auch hinausgehen. Nicht in den Kirchen sitzen, die müssen geschlossen bleiben. Hinausgehen an den Ort, wo die Menschen sich begegnen und leben – und genau dort Jesus erleben.
Aber welchen Jesus erleben wir? Einen Jesus, der leidet. Wer mit ihm zu tun haben möchte, kommt um diese Tatsache nicht herum: hier geht es um eine Schmach, die zu tragen ist. Mit Jesus zusammen.
Im Moment hat die „Schmach“, ich nenne sie lieber „Belastung“ verschiedene Namen für mich.
Diese Covid 19 – Krise macht mir Angst. Es hieß: die Krankenhäuser befinden sich in der Ruhe vor dem Sturm. Was heißt das? Was kommt da noch auf uns zu? Es fühlt sich bedrohlich an.
Wie geht es meinen Liebsten? Sind sie geschützt? Manche gehen weiterhin zur Arbeit. Hoffentlich stecken sie sich nicht irgendwo an.
Mir selber geht es gut, es ist genug Klopapier daJ, ich habe genug zu essen im Haus. Ich könnte diesen Zustand noch eine Weile ertragen. Man weiß ja, dass es einem einzigen Ziel dient: dass möglichst viele Menschen gerettet werden.

Und doch: diese Zeit ist eine schwere Belastung, eine Last, die wir alle tragen.
Ich habe ein schönes Zitat gefunden, das zur Botschaft des Predigttextes passt, finde ich.
Ein Zitat von Bertold Brecht aus der „Mutter Courage“: Blüh auf, gefrorner Christ“ – das Frühjahr kommt. Wach auf, du Christ“
Da steht doch die Sonne am Himmel und schenkt uns so viel Zuversicht und Hoffnung. Aber soweit dieser Planet in Wahrheit von uns entfernt ist, so nah ist Jesus Christus. Er wärmt uns, einfach indem er da ist.

Wer auch gerade viel allein sein mag, dem sei versichert: Jesus ist neben dir und trägt diese Belastung mit.
Der Glaube bringt einen Christen in Bewegung - selbst in einem Zimmer oder auf dem Balkon.
Es ist die Zuversicht, dass Hilfe naht. Vorfreude auf die Zeit danach. Und nicht zuletzt auch das Gefühl der Dankbarkeit für das, was gerade ist: ich lebe.
Die Natur erwacht zum Leben. Licht und Wärme durchfluten die Häuser. Und die Krankenzimmer. Und die Zimmer in den Pflegeheimen.
Blüht auf, gefrorne Christen. Bleibt hoffnungsvoll in Bewegung. Bleibt behütet!



Liebe Gemeinde!
Erinnern Sie sich an den Reaktorunfall in Tschernobyl? Ich weiß noch genau, wo ich war, als die Nachricht kam. Sie auch?
Ich war in Hamburg im Studentenwohnheim, die Tagesschau brachte die Nachricht und eine Kommilitonin flüsterte neben mir: „das ist der Supergau“
Ich verstand sie zuerst nicht, ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
Die Nachrichten überschlugen sich in den nächsten Tagen. Keiner wusste so recht, wie schlimm es war. Wohin der Wind die radioaktive Wolke getrieben hatte. Wie hoch die Belastung war.
Deshalb sollte man auf gar keinen Fall hinausgehen, wenn es regnet. Keinen Salat aus dem Garten essen. Die Kinder schützen. Ich hatte eine Mega-Angst. War auf einem Spaziergang von einem Regenschauer überrascht worden.
Über Wochen hinweg erhielten wir immer mehr Informationen über das Ausmaß der Katastrophe. Wir im Norden hatten noch Glück, die Wolke war nach Süden geweht worden, nach Bayern. Dort kann man heute noch in Pilzen einen erhöhten radioaktiven Wert feststellen.
Es gab schlimme Nachrichten über erwartete Krebstote, ausgelöst durch die Folgen von Tschernobyl. Die hat es in der Ukraine auch nachweislich gegeben. Viele Kinder von dort kamen nach Deutschland in Privatfamilien, um sich über ein paar Wochen von der ständigen Strahlenbelastung zu erholen.
Das ist jetzt über 30 Jahre her, aber man vergisst es nicht. Genauso wenig werden wir jemals diese Tage und Wochen vergessen, die wir durch die Corona-Krise erleben.
Die Angst, die ich damals als junge Studentin hatte, weil ich nicht wusste, was jetzt auf mich zukommen würde, ist wieder da.
Aber ich habe die Erinnerung daran, wie das Leben damals trotzdem weiterging. Wie wir aufgepasst haben mit dem Essen, wie die sachlichen Informationen allmählich überwogen und die Horrormeldungen verstummten.
Wir richteten uns danach, was uns empfohlen wurde, und fanden zurück in den Alltag.
Auch damals wurde gebetet um Gottes Hilfe, um Zuversicht und Hoffnung gegen die Angst. Allerdings konnten wir immer Gottesdienst halten.
Aber das Schöne ist ja, dass wir die Bibel auch zuhause lesen können. Die Mutmach-Geschichten darin, in denen Gott nahe ist und rettet.
Wir haben Tschernobyl überlebt, wenn auch nicht vergessen. Wir schaffen auch diesen Virus irgendwann.
Bleibt behütet und bewahrt euer Vertrauen in Gott. Mein Lieblingsspruch ist der Vers Josua 1,9:
Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist, denn ich, dein Gott, bin mit dir in allem, was du tun wirst.



„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus!
Er ist der Vater, der uns Barmherzigkeit schenkt, und der Gott, bei dem wir Ermutigung finden.
Er ermutigt uns in all unserer Not. Uns so können auch wir anderen Menschen in ihrer Not Mut machen.
Wir selbst haben ja ebenso durch Gott Ermutigung erfahren.
Denn das Leid, das Christus erlebt hat, wird zwar auch uns in reichem Maß zuteil. Aber genauso erfahren wir in reichem Maß auch die Ermutigung, die er schenkt. Mehr noch:
Wenn wir in Not geraten, so geschieht das, damit ihr ermutigt und gerettet werdet. Und wenn wir ermutigt werden, so geschieht auch das, damit ihr neuen Mut schöpft.
Mit dessen Hilfe könnt ihr geduldig dieselben Leiden ertragen, die auch wir ertragen müssen.
Was euch betrifft, sind wir sehr zuversichtlich. Denn wir wissen, dass ihr genauso an der Ermutigung Anteil habt wie an dem Leiden“

Wir befinden uns ja in der sogenannten Passionszeit, den Wochen vor Ostern, in denen wir sonntags im Gottesdienst den Leidensweg Jesu bedenken.
Und nun haben diese Verse aus dem 2. Korintherbrief, die der Apostel Paulus verfasst hat, eine ungeahnte Aktualität erfahren.
Plötzlich befinden nicht nur wir uns in einer nie dagewesenen Not, sondern gleich die ganze Welt.
Wir fühlen eine Bedrohung durch den Corona-Virus, die sich bei den Gesunden nur im Kopf abspielt.

Es ist, als ob man am Strand stünde und wartet auf die angekündigte Tsunami-Welle, ohne sie zu sehen und ohne zu wissen, wie hoch diese Welle wirklich ausfallen wird. Was sie anrichten wird.E
Keiner kann uns das zu dieser Stunde vorhersagen. Wer kann von sich sagen, dass solche Aussichten nicht auch Angst auslösen?
Denn wir leben gut in diesem Land, gut und sicher. Alles ging vorhersehbar seinen geregelten Gang, die Termine geplant bis ans Ende des Jahres.
Und nun das!
Für unsere Vorfahren, für Paulus war die Not Alltag. Die Bedrohung normal.
Paulus tröstet: durch Gott erfahren wir Ermutigung, uns der Not zu stellen.
Er hilft uns, gibt uns Kraft, so dass wir auch anderen Menschen in ihrer Not Mut machen können. Denn Panik hilft niemandem.
Manche Menschen lernen sich im Leiden von einer ganz neuen Seite kennen. Sie erleben, dass eine innere Zuversicht da ist, dass sie das Leid überwinden werden. Und diese positive Einstellung gibt ihnen Ruhe, sie behalten die Ruhe und können anderen helfen.
Paulus hat diese Zuversicht auch gehabt, weil er sich an Jesus orientiert hat. Weil er, wie Jesus, sein Leiden annehmen wollte. Als Aufgabe, die er zu bewältigen hatte. Immer mit dem festen Vertrauen: Gott führt mich dadurch.

Gott führt uns dadurch. Das ist meine Zuversicht, liebe Gemeinde.
Lasst euch von Paulus ermutigen! Amen.